Tuesday, April 19, 2011

ZEK Ostern 2011

Sunday, April 17, 2011

Quo vadis, Europa?


· Opfern wir unsere über Jahrhunderte erkämpfte Aufklärung einem skandalösen Anachronismus?

· Hat das Christentum noch etwas zu sagen?

· Totalitärer Machtanspruch des strengen Islam in Europa

· Religionsfreiheit auch in Zukunft?



Foto: D.H.G. Jakobskirche in Schondorf , Ammersee

Romanische Kirche /1199/eine der am besten erhaltenen romanischen Sakralbauten im Alpenvorland / Station des Jakobwegs



· Opfern wir unsere über Jahrhunderte erkämpfte Aufklärung einem skandalösen Anachronismus?


………………Schon bei meiner letzten Predigt über das Problem “Islam in Deutschland” wurde ich anschließend gefragt, warum man sonst in Predigten und Kirchen nicht darüber sprechen würde. Meine Antwort darauf kann nur lauten: weil man die Probleme verdrängt, aus politischen Gründen (wenigstens zwei Millionen Wähler) vernebelt, und wenig Bewusstsein dafür entwickelt, wie sehr unsere eigene Zukunft von der Integration der in unserem Land lebenden Einwanderer abhängt.



“Opferrolle” der Migranten



Man will einfach nicht offen sagen, dass es die grundlegenden Unvereinbarkeiten und Heterogenitäten sind, an denen die bisherige Integrationspolitik scheitert. Aus eben den politischen Gründen (Wähler!) wird überwiegend nur von der “Opferrolle” der Migranten durch religiöse Diskriminierung und Ausgrenzung gesprochen, aber es wird nicht daran gedacht, Forderungen an die Muslime zu stellen, wenn sie hier in unserem Land leben.

In unserem Land wurden und werden gewaltige Summen ausgegeben für die Eingliederung und die Förderung der Muslime. Das Ergebnis ist, vorsichtig ausgedrückt, entmutigend.

Die Antwort finden wir im Zentrum der kulturellen Auseinandersetzung: im Koran. Denn hier wird tatsächlich Unterschiedliches gemeint, wenn wir dieselben Begriffe gebrauchen: Freiheit, Anstand, Würde, Schande, Respekt und Dialog, Diskussion und viele andere Begriffe. Und Obama hat zwar von den religiösen Versuchen zueinander zu kommen gesprochen. Aber er hat nicht von der Scharia gesprochen, die der Islam ja in die ganze Welt exportieren will.



Skandalöser Anachronismus


Die Scharia, das Gesetz des Islam, ist notorisch grundgesetzwidrig, ein skandalöser Anachronismus, das Fossil einer überholten Menschheitsepoche und ein schweres Hindernis

auf dem Weg zur Reformierung und Modernisierung des Islam.



Der Islam ist eine Leitkultur. Oberstes Gesetz ist der Gehorsam gegenüber Gott, gegenüber den Älteren als seinen Stellvertretern, gegenüber den Männern oder den Brüdern.

Die Hierarchie wird also über das Geschlecht definiert und als gottgegeben legitimiert. Als Gesetzesreligion beansprucht der Islam die Regelhoheit über alle Lebensbereiche, auch die Politik. Die kulturelle Differenz ist enorm. Wir haben es mit einem Wertekonflikt zu tun, der die Grundlagen unseres Zusammenlebens berührt als Menschen, die doch grundsätzlich zusammenleben sollen.

Auch hierüber hat Obama kein Wort verloren, nämlich über unsere europäische Identität, die ja in der Aufklärung liegt.


Was ist Aufklärung? Säkular kommt vom lateinischen “saeculum” und bedeutet “Jahrhundert”. Damit ist ein befristeter Zeitraum mit einem Anfang und einem Ende gemeint.


Säkularisierung bedeutet historisch den Übergang von ewigen, gottgegebenen zu zeitgebundenen Werten. Werte und Glaubensinhalte wurden in der Säkularisierung auf einmal und erstmals in ihrem historischen Kontext gesehen. Das öffnete den historisierenden Blick. Man bezeichnete diese Entwicklung als “Aufklärung”.


Sie hat den Freiheitsgedanken in die Welt gebracht.


An die Stelle von Schicksal oder “Kismet” trat der sein Schicksal in die Hand nehmende, vernunftbegabte Mensch. Mit der Aufklärung wurde ihm die Vernunft zur Seite gestellt, die Frage, der Zweifel.


Verbindlicher Gesellschaftsvertrag


Der Islam hat eine solche Aufklärung noch vor sich.

Ihm muss unmissverständlich klar werden, dass ein Miteinander in unserem Land auf einem für alle verbindlichen Gesellschaftsvertrag beruht, der keine Parallelwelten mit grundsätzlich anderen Normen und Rechtsvorstellungen dulden kann. Wir leben hier in Deutschland in einer kulturell pluralen (aber keiner multikulturellen!) Gesellschaft, deren Miteinander durch wertbezogene Gemeinsamkeiten entsteht und nicht durch eine Aneinanderreihung multikultureller Parallelwelten. Daran entscheidet sich die Integration und davon hängt auch der interreligiöse Dialog ab.



Dr. Joseph Schuh


http://www.deutschlandwoche.de/2009/06/29/dusseldorf-katholischer-pfarrer-kritisiert-von-der-kanzel-mangelnde-forderungen-an-muslime/






Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München



· Hat das Christentum noch etwas zu sagen?



“Der Islam ist Europa die viel wichtigere Religion als das Christentum,…statistisch ist er zwar nur das zweitgrößte Bekenntnis des Kontinents, aber wichtiger ist die Lebendigkeit seiner Ideen.

Die Debatte um Islamfragen dominiert in der öffentlichen Wahrnehmung. Was das Christentum dazu sagt, scheint für niemanden von großer Wichtigkeit zu sein.

Wenn eine unsichere Mehrheitskultur, die alles relativiert, auf eine Kultur trifft, die zwar in der Minderheit ist, aber ein großes Selbstvertrauen und Dynamik hat, dann ist es normalerweise die Mehrheitskultur, die sich der Minderheitskultur anpasst.

In Europa gibt es keine offene Auseinandersetzung über Integrationsprobleme mit Muslimen. Es gibt aber eine offizielle Islam-Diskussion und eine verdeckte. ………Viele Menschen haben Angst zu sagen, wie sie wirklich denken.

Die Zahl der Muslime in Europa wird sich durch eine höhere Geburtenrate und fortgesetzte Einwanderung weiter vergrößern. Dabei ist in Deutschland die türkisch geprägte islamische Gemeinschaft vermutlich stärker und homogener als in jedem anderen europäischen Land.

Mir fällt nur auf, dass viele Europäer sich selbst für aufgeklärt halten und den Islam für barbarisch. Es ist ein Fehler, die Religiosität der Muslime zu verachten. Mein Eindruck ist, dass sie ihnen etwas gibt, das den Europäern fehlt…”


Christopher Caldwell


http://www.kath.net/detail.php?id=24843

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,665841,00.html



Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München



Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München



· Totalitärer Machtanspruch des erstarkenden strengen Islam in Europa



………….Dass ein besseres Kennenlernen und eine Verständigung zwischen den Kulturen notwendig ist, wird niemand bestreiten wollen. Auf welcher Grundlage aber könnte sie stattfinden? Eine schwierige Frage. Ich glaube, man muss zunächst auch hier wieder wissen, dass der Islam keine einheitliche Größe ist. Er hat ja auch keine einheitliche Instanz, deswegen ist Dialog mit dem Islam immer Dialog mit bestimmten Gruppen. Niemand kann für den Islam im Ganzen sprechen, er hat sozusagen keine gemeinsam geregelte Orthodoxie…………..

Und er stellt sich, von den eigentlichen Brüchen zwischen Sunniten und Schiiten abgesehen, natürlich auch in verschiedenen Variationen da. Es gibt einen »noblen« Islam, den zum Beispiel der König von Marokko verkörpert, und es gibt eben den extremistischen, terroristischen Islam, den man aber auch wieder nicht mit dem Islam im ganzen identifizieren darf, da würde man ihm auf jeden Fall Unrecht tun…………

Wichtig ist aber, was Sie auch angedeutet haben, dass der Islam insgesamt eine völlig andere Struktur des Miteinander von Gesellschaft, Politik und Religion hat. Wenn man heute im Westen die Möglichkeit islamischer theologischer Fakultäten oder die Vorstellung von Islam als Körperschaft des öffentlichen Rechtes diskutiert, dann setzt man voraus, dass alle Religionen irgendwo gleich strukturiert sind; dass alle sich in ein demokratisches System mit ihren Rechtsordnungen und ihren Freiräumen, die diese Rechtsordnung gibt, einfügen.

Dem Wesen des Islams aber muss das an sich widersprechen…..

Der Islam kennt nun die Trennung des politischen und des religiösen Bereiches, die das Christentum von Anfang an in sich trug, überhaupt nicht.

Der Koran ist ein ganzheitliches Religionsgesetz, das die Ganzheit des politischen und gesellschaftlichen Lebens regelt und darauf aus ist, daß die ganze Lebensordnung eine solche des Islams sei. Die Scharia prägt eine Gesellschaft von Anfang bis zu Ende. Insofern kann er zwar solche Teilfreiheiten, wie unsere Verfassung sie gibt, schon ausnutzen, aber es kann nicht sein Zielpunkt sein, dss er sagt: ja, jetzt sind wir auch Körperschaft des öffentlichen Rechts, jetzt sind wir genauso präsent wie die Katholiken und die Protestanten. Da ist er immer noch nicht an seinem eigentlichen Punkt angelangt, das ist noch ein Entfremdungspunkt…”



Joseph Kardinal Ratzinger in “ Das Salz der Erde” 1996 Autor : Peter Seewald




Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München



Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München


Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München




· Religionsfreiheit auch in Zukunft?



“……………..Fast alle Kritiker bemängeln die fehlende Säkularisierung in islamisch geprägten Staaten. Überall dort, wo es keine Grenze zwischen Politik und Religion gibt, scheint einer totalitären Auslegung von Herrschaft und Macht Tür und Tor geöffnet. In den meisten islamisch geprägten Gesellschaften sind Religion und Politik nahezu untrennbar miteinander verbunden. Eine Aufklärung nach Kant’schem Muster, in dessen Verlauf die Religion ihren Absolutheitsanspruch einbüßte und der Glaube letztlich privatisiert wurde, hat der Islam bis heute nicht erfahren. Es dauerte viele Jahrhunderte, bis das Christentum seine Vorstellungen nach einem Reich Gottes auf Erden begraben musste. Im Zeitalter der Globalisierung hat der Islam diese Zeit nicht.


Dabei gerät Religion zwangsläufig immer dort, wo sie den politischen Raum tangiert, in einen Konflikt mit Demokratie. Jede Religion operiert mit absoluten Wahrheiten, die einem demokratischen System, das von kritischen Diskursen lebt, entgegenstehen. Insofern ist der Absolutheitsanspruch einer Religion, der unveränderliche Grundsätze einfordert, mit einem auf Dialog und Streitkultur hin ausgerichteten demokratischen System, dessen weltliche Wahrheiten am Ende einer Debatte stehen, nur schwerlich zu vereinbaren.

Danach haben es islamische Gesellschaften, bei denen die Säkularisierungsbemühungen noch in den Kinderschuhen stecken, besonders schwer. Immer dann, wenn nicht der Demos als Souverän gilt, sondern Gott beziehungsweise dessen Interpreten, die Imane, wenn also der Koran, als Quelle aller Autorität weltlicher Macht herangezogen wird, läuft dies immer einer abstrakten Ordnung, wie wir sie in einem Rechtstaat vorfinden, zuwider.


Und genau hier verläuft die Konfliktlinie zwischen Islam und Demokratie. Ein Konflikt, der selbst in der liberalsten Auslegung des Islam vorhanden ist. Auch liberale Reformer des Islam bleiben der Überzeugung treu, dass Koran, Sunna (neben dem Koran die zweitwichtigste Quelle des islamischen Rechts) oder Hadith (Verhaltensnormen, die auf den Propheten, bei den Schiiten auch auf die Imame zurückgeführt werden) nicht nur die Verhältnisse zwischen Mensch und Gott bestimmen, sondern darüber hinaus auch die soziale, politische und wirtschaftliche Ordnung der Gesellschaft unmittelbar beeinflussen.

Solange dieses religiöse Fundament nicht hinterfragt wird, wird es jede demokratische Entwicklung schwer haben. Solange ein Muslim im wörtlichen Sinne ein Muslim bleibt, also ein sich Gott Unterwerfender, wird er es schwer haben, sich als Bürger zu verstehen und sich als solcher den Gesetzen zu unterwerfen.

Wird letzten Endes die Trennung von Staat und Religion nicht akzeptiert, wird eine Verbindung von Islam und Demokratie scheitern. Sofern es keinen Grundkonsens darüber gibt, dass Mehrheitsentscheidungen göttliche Gesetze aufheben können, werden die Religionshüter immer in Widerspruch zu den Anliegen der Bevölkerungsmehrheit geraten……….”

Timo Stein

Kann der Islam Demokratie?



Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München



Foto: D.H.G. Theatinerkirche Katholische Stiftskirche St. Kajetan/ Odeonsplatz/ München






Auch, wenn uns die Sicht auf die Zukunft verschlossen ist,

so sollten wir doch in der Lage sein, aus

Erfahrungen und Erkenntnissen – frei von ideologischen Scheuklappen

und frömmlerischer Blindheit

unsere Schlüsse zu ziehen und endlich die Interessen Europas,

unsere Freiheit und die der zukünftigen Generationen zu verteidigen.



D.H.G.





Foto: D.H.G. Wandbild in einem Hotel in Delphi/ Griechenland / Europa und der Stier



Take the bull by the horns!


wahabismus




DOR-SCH Zusammenfassung

DOR-SCH Posts alphabetisch

DOR-SCH Posts chronologisch



Thursday, April 14, 2011

UNGLÄUBIG


Ungläubig

schaute das Känguruh , als man ihm sagte , dass es heute kein Fressi mehr gibt.





Foto/ Collage : D.H.G. Känguru im Koala Park Sanctuary bei Sidney




Ungläubig


schaute das mutige Kamel, als es merkte, dass es keiner ärgern wollte

und versteckte sogleich seine Zähne.



Foto/ Collage : D.H.G. Mutiges Kamel im australischen Outback



DOR-SCH Zusammenfassung

DOR-SCH Posts alphabetisch

DOR-SCH Posts chronologisch







Wednesday, April 13, 2011

Gläubige und Ungläubige

Foto: D.H.G. Gläubige vor einem Lama-Tempel bei Peking

Foto: D.H.G. Gläubige in einem katholischen Gottesdienst in Oberbayern

Foto: D.H.G. Glöubige vor einer Moschee in Istanbul






“……………………….Und es gibt den…Spruch von Leuten, die sagen:

Ich glaube nur, was ich sehe; denen müsste man Deutsch beibringen. Das ist nämlich nach der deutschen Sprache kein möglicher Satz, kein sinnvoller.

Wenn Sie vor einem Baum stehen – Sie sehen ihn! – und dann sagen: Ich glaube, da steht ein Baum, sind Sie betrunken, oder geistesbehindert oder sonst etwas. Aber was man sieht, glaubt man nicht.

Und da haben wir schon wieder eine Schwierigkeit mit der deutschen Sprache: Wenn ich sage: Was man sieht, glaubt man nicht, bedeutet das nämlich, dass ich das Gegenteil glaube. Wenn der sagen würde, ich glaube nicht, dass da ein Baum steht, dann hieße das, er ist überzeugt, dass keiner da steht. Das macht auf etwas sehr Interessantes aufmerksam, dass die Menschen nämlich nicht “nicht-glauben” können.

Es gibt keine ungläubigen Menschen.

Das ist eine geläufige Unterscheidung, zu sagen: Die Gläubigen und die Ungläubigen, aber es gibt nur Gläubige

und Andersgläubige.

Man könnte provozierend sagen: Jeder, der wirklich persönlich glaubt, ist ein Andersgläubiger, denn keiner glaubt genauso und das, was der andere glaubt. Wie ist das also mit dem Satz:

Selig, die nicht sehen und doch glauben?

Nun, es ist richtig, das Gesehene brauche ich nicht zu glauben. Und es heißt im ersten Satz des elften Kapitels im Hebräerbrief:

“Glaube ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht.”

Also ist “glauben” nicht dasselbe wie “sehen”. Aber es steht nicht da, selig, die nicht denken und doch glauben.

Das geht nämlich gar nicht. Ich kann nur glauben, wenn ich etwas verstehe; gemeint ist jetzt einmal glauben an Sätze. Ich muss Sätze für wahr halten oder für falsch und um das tun zu können, muss ich den Satz verstehen.

Einen Kisuaheli-Satz “mtu moje ali kuwa umtin”, der in der Heiligen Schrift steht, können die meisten Deutschen nicht glauben, weil sie Kisuaheli nicht verstehen. Und wir dürfen uns nicht einreden, wir könnten Dinge verstehen, wenn sie nicht in Kisuaheli sind, sondern in Deutsch, aber in einer Sprache, die man doch nicht begreift.

Ich muss nachdenken, um glauben zu können.

Und weiter an diesem Satz: Jesus sagt diesem Thomas ja auch nicht, w a s du gesehen hast, glaubst du, sondern w e i l du gesehen hast, glaubst du. Er brauchte dieses Sehen, um glauben zu können. Das ist der Unterschied

zwischen Wissen, Erkennen und Glauben.

Beim Wissen frage ich nicht nach der Rechtfertigung.

Ich sage nicht: Warum weißt du das, sondern höchstens woher?

Beim Glauben frage ich: Warum?

Für den Glauben b r a u c h e ich Gründe.

Und das ist nun die Gefährdung der Leute, die sich für ungläubig halten, dass sie nämlich meinen könnten, sie bräuchten keine Gründe, weil sie ja gar nichts glauben. Aber das ist verkehrt. Sie glauben auch und das müssten sie begründen. Von daher sind sie keinen Deut in einer besseren Situation. Jedenfalls nicht kritischer als die Glaubenden, eher in der Gefahr, unkritischer zu sein. Weil sie ihren Glauben, wovon sie überzeugt sind, nicht rechtfertigen. Und es ist ganz nützlich, sich deutlich zu machen, dass man auch sich selbst nicht einfach als “Gläubigen” bezeichnen darf. Wir alle sind hoffentlich in großem Maß Ungläubige, denn die Gefahr in unserer Gesellschaft ist keinesfalls , dass zu wenig geglaubt wird.

Es wird viel zu viel und hanebüchener Unsinn geglaubt! Das ist das Problem.

Alles, was in den Medien, Fernsehen, oder von schwafelnden Mitmenschen produziert wird, wird leider oft und leichtfertig geglaubt. Eine große Portion Glaubensskepsis täte jedem Menschen gut und müsste kirchlich begrüßt werden.

Albert Keller SJ

http://www.st-michael-muenchen.de/fileadmin/Redaktion/Kirche/Predigten/Keller2007/Weisser_So._15.04.07.pdf




Tuesday, April 12, 2011

Ostern: Tod und Auferstehung

Foto: D.H.G. Christus am Kreuz

Kirchenfenster in der St Francis Xavier Cathedral in Geraldton/ Western Australia







Osterpredigt von BENEDIKT XVI.

Liebe Brüder und Schwestern!

Eine alte jüdische Legende aus dem apokryphen Buch „Das Leben Adams und Evas“ erzählt, daß Adam in seiner Todeskrankheit seinen Sohn Set zusammen mit Eva in die Gegend des Paradieses ausgeschickt habe, um das Öl der Barmherzigkeit zu holen; um damit gesalbt und so geheilt zu werden. Nach allem Beten und Weinen der beiden, die auf der Suche nach dem Lebensbaum sind, erscheint ihnen der Erzengel Michael, um ihnen zu sagen, daß sie das Öl vom Baum der Barmherzigkeit nicht erhalten werden und daß Adam sterben müsse. Christliche Leser haben später an diese Rede des Erzengels ein Wort des Trostes angefügt. Der Engel habe gesagt: Nach 5.500 Jahren werde der liebreiche König Christus, der Sohn Gottes, kommen und mit dem Öl seiner Barmherzigkeit alle die salben, die an ihn glauben. „Das Öl der Barmherzigkeit wird von Ewigkeit zu Ewigkeit denen zuteil werden, die aus Wasser und Heiligem Geist wiedergeboren werden müssen. Dann fährt der liebreiche Sohn Gottes, Christus, in die Erde hinunter und führt deinen Vater ins Paradies, zum Baum der Barmherzigkeit.“ In dieser Legende wird die ganze Trauer des Menschen über das Verhängnis von Krankheit, Schmerz und Tod sichtbar, das uns auferlegt ist. Es wird sichtbar der Widerstand, den der Mensch dem Tod entgegensetzt: Irgendwo, so haben die Menschen immer wieder gedacht, müsse es doch das Kraut gegen den Tod geben. Irgendwann müsse sich die Medizin nicht nur gegen diese oder jene Krankheit finden lassen, sondern gegen das eigentliche Verhängnis – gegen den Tod. Es müsse doch die Medizin der Unsterblichkeit geben. Die Menschen sind gerade auch heute auf der Suche nach diesem Kräutlein. Auch die heutige Medizin sucht zwar nicht gerade den Tod auszuschalten, aber möglichst viele seiner Ursachen zu beseitigen, ihn immer weiter hinauszuschieben. Immer mehr und längeres Leben zu geben. Aber denken wir einmal nach, wie wäre das eigentlich, wenn es gelänge, vielleicht zwar nicht den Tod ganz auszuschalten, aber ihn endlos hinauszuschieben, ein Alter von mehreren hundert Jahren zu erreichen? Wäre das gut? Die Menschheit würde überaltern, für Jugend würde es keinen Platz mehr geben. Die Fähigkeit zum Neuen würde erlöschen, und ein endloses Leben würde kein Paradies, sondern eher eine Verdammnis sein.

Das wirkliche Kräutlein gegen den Tod müsste anders sein. Es dürfte nicht einfach endlose Verlängerung dieses jetzigen Lebens bringen. Es müsste unser Leben von innen her umarbeiten. Es müsste in uns ein neues Leben schaffen, das wirklich ewigkeitsfähig ist: Es müsste uns auf eine Weise umgestalten, dass es mit dem Tod nicht aufhören, sondern erst vollends beginnen würde. Das Neue und Aufregende der christlichen Botschaft, des Evangeliums Jesu Christi war und ist es, dass uns gesagt wird: Ja, dieses Kraut gegen den Tod, diese wirkliche Medizin der Unsterblichkeit gibt es. Sie ist gefunden. Sie ist zugänglich. In der Taufe wird uns diese Medizin geschenkt. Ein neues Leben beginnt in uns, das im Glauben reift und durch den Tod des alten Lebens nicht aufgehoben, sondern erst vollends freigelegt wird.



Darauf werden manche, viele antworten: Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Und auch wer glauben will, wird fragen: Ist es wirklich so? Wie sollen wir uns das vorstellen? Wie geht diese Umarbeitung des alten Lebens vor sich, dass sich in ihm das neue Leben bildet, das keinen Tod kennt?

Noch einmal kann uns eine alte jüdische Schrift helfen, eine Vorstellung zu gewinnen von dem geheimnisvollen Vorgang, der mit der Taufe in uns beginnt. Da wird uns erzählt, wie der Urvater Henoch zum Thron Gottes entrückt wurde. Aber er erschrak vor den herrlichen Engelmächten, und in seiner menschlichen Schwachheit konnte er das Angesicht Gottes nicht schauen. „Da sprach Gott zu Michael – so fährt das Henoch-Buch weiter fort -: Nimm Henoch und ziehe ihm die irdischen Kleider aus. Salbe ihn mit lindem Öl und kleide ihn in Gewänder der Glorie! Und Michael zog mir meine Gewänder aus und salbte mich mit lindem Öl, und dieses Öl war mehr als strahlendes Licht… Sein Glanz glich den Sonnenstrahlen. Als ich mich besah, war ich wie einer der Glorreichen“ (Ph. Rech, Inbild des Kosmos, II 524).

Genau dies, das Umgekleidetwerden in das neue Gewand Gottes, geschieht in der Taufe, so sagt uns der christliche Glaube. Freilich ist dieses Umkleiden ein Vorgang, der sich das Leben hindurch erstreckt. Was in der Taufe geschieht, ist der Anfang eines Prozesses, der unser ganzes Leben umspannt – uns ewigkeitsfähig macht, so dass wir im Lichtgewand Jesu Christi vor das Antlitz Gottes treten und mit ihm für immer leben können.





Foto: D.H.G. Auferstehung Christi

Kirchenfenster in der St Francis Xavier Cathedral in Geraldton/ Western Australia

Im Ritus der Taufe gibt es zwei Elemente, in denen sich dieses Geschehen ausdrückt und auch als Anspruch an unser weiteres Leben sichtbar wird.

Da gibt es zunächst den Vorgang der Absage und der Zusage.

In der frühen Kirche wandte sich der Täufling gegen Westen, Sinnbild der Finsternis, des Sonnenuntergangs, des Todes und so der Herrschaft der Sünde.

Der Täufling wendet sich dorthin und sagt ein dreifaches Nein: zum Teufel, zu seinem Pomp und zur Sünde. Mit dem merkwürdigen Wort vom „Pomp“, vom Prunk des Teufels wurde der Glanz des antiken Götterkultes und des antiken Theaters bezeichnet, in dem man die Zerfleischung lebender Menschen durch wilde Tiere genoss. So war dieses Nein die Absage an einen Typus von Kultur, die den Menschen an die Anbetung der Macht, an die Welt der Begierde, an die Lüge, an die Grausamkeit kettete. Es war ein Akt der Befreiung vom Diktat einer Lebensform, die sich als Genuss darbot und doch zur Zerstörung des Besten im Menschen drängte.

Diese Absage bildet – mit weniger dramatischer Gebärde – auch heute einen wesentlichen Teil der Taufe. In ihr legen wir die „alten Kleider“ ab, mit denen man nicht vor Gott stehen kann. Besser gesagt: Wir beginnen damit, sie abzulegen. Denn diese Absage ist ein Versprechen, bei dem wir Christus die Hand geben, damit er uns führe und er uns umkleide. Welche „Kleider“ wir da ablegen, welches Versprechen wir da geben, wird deutlich sichtbar, wenn wir im 5. Kapitel des Galater-Briefes lesen, was Paulus „Werke des Fleisches“ nennt, womit genau die alten abzulegenden Gewänder gemeint sind.

Paulus benennt sie so: „Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und ähnliches mehr“ (Gal 5, 19ff). Diese Gewänder legen wir ab; es sind Gewänder des Todes.

Dann wandte sich in der alten Kirche der Täufling nach Osten – Sinnbild des Lichts, Sinnbild für die neu aufgehende Sonne der Geschichte, für Christus.

Der Täufling legt die neue Richtung seines Lebens fest: den Glauben an den dreifaltigen Gott, dem er sich übereignet. So zieht Gott uns selbst das Lichtgewand an, das Gewand des Lebens. Paulus nennt diese neuen „Gewänder“ „Frucht des Geistes“ und beschreibt sie mit den folgenden Worten: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Gal 5, 22f).

In der alten Kirche wurde der Täufling dann wirklich entkleidet. Er stieg in den Taufbrunnen hinunter und wurde dreimal untergetaucht – ein Todessymbol, das die ganze Radikalität dieser Entkleidung und Umkleidung ausdrückt. Der Täufling gibt das ohnedies todgeweihte Leben mit Christus in den Tod hinein und läßt sich von ihm mitziehen und hinaufziehen in das neue Leben, das ihn umgestaltet auf die Ewigkeit hin. Dann, aufsteigend aus dem Taufwasser, wurden die Neugetauften mit dem weißen Gewand bekleidet, dem Lichtgewand Gottes und empfingen die brennende Kerze als Zeichen des neuen Lebens im Licht, das Gott selbst in ihnen angezündet hatte. Sie wussten: Sie hatten die Medizin der Unsterblichkeit erhalten, die nun im Empfangen der heiligen Eucharistie vollends Gestalt annahm. In ihr empfangen wir den Leib des auferstandenen Herrn und werden selbst in diesen Leib hineingezogen, so dass wir schon an dem festgehalten sind, der den Tod überwunden hat und uns durch den Tod hindurch trägt.

Im Lauf der Jahrhunderte sind die Symbole karger geworden, aber das wesentliche Geschehen der Taufe ist doch das Gleiche geblieben. Sie ist nicht nur Abwaschung, schon gar nicht eine etwas umständliche Aufnahme in einen neuen Verein.

Sie ist Tod und Auferstehung, Wiedergeburt ins neue Leben hinein.

Ja, das Kraut gegen den Tod gibt es. Christus ist der wieder zugänglich gewordene Baum des Lebens. Wenn wir uns an ihm anhalten, dann sind wir im Leben. Deswegen werden wir in dieser Nacht der Auferstehung von ganzem Herzen Alleluja singen, das Lied der Freude, das keine Worte braucht. Deswegen kann Paulus zu den Philippern sagen: „Freut euch im Herrn allezeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4, 4). Freude kann man nicht befehlen. Man kann sie nur schenken. Der auferstandene Herr schenkt uns die Freude: das wahre Leben. Wir sind für immer geborgen in der Liebe dessen, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist (vgl. Mt 28, 18). So bitten wir erhörungsgewiss mit dem Gabengebet der Kirche in dieser Nacht: Nimm, o Herr, wir bitten dich, die Gebete deines Volkes mit seinen Ostergaben an, damit das, was mit den österlichen Geheimnissen begonnen hat, durch dein Wirken für uns zur Medizin des ewigen Lebens werde.“ Amen.

PREDIGT VON BENEDIKT XVI. / Petersdom
Ostersamstag, 3. April 2010

http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/homilies/2010/documents/hf_ben-xvi_hom_20100403_veglia-pasquale_ge.html











Foto: D.H.G. Auferstehung und Hiommelfahrt Christi

Kirchenfenster in der St Francis Xavier Cathedral in Geraldton/ Western Australia


DOR-SCH Zusammenfassung

DOR-SCH Posts alphabetisch

DOR-SCH Posts chronologisch








Statistics