Wednesday, September 23, 2009

Eine deutsche Fabel : KROKODIL und MEERPFERD ( Nilpferd)

Foto und Collage : D.H.G.

Nilkrokodil - Baby




Aus M. G. Lichtwers Fabeln in vier Büchern





Der Krokodil und das Meerpferd




Die Bosheit herrscht auf diesem Runde,

in Wassern wie auf trocknem Grunde,

was Berg und Thal und Wald beklagt,

das geht im Fluss und Meer nicht besser,

man sieht die Kinder der Gewässer

gedruckt, verfolgt und wohlgeplagt.

Es stieg aus den verborgnen Tiefen

manch Ungeheuer in die Höh´.

Es naht der Erde, Riesen liefen,

es wich und es erschrak die See.

Die Ufer wissen nebst den Höhlen

von ihrem Grimme zu erzählen,

des aufgesperrten Rachens Kluft,

ist so der Fisch als Menschen Gruft.

Zu seinem Ruhm , der Welt zur Plage

erschuf der Älteste der Tage

den ungeheuren Krokodil,

des Meeres Furcht, der Erde Schrecken,

den feste Panzerschuppen decken,

den Wütrich in dem breiten Nil.





Foto: D.H.G. Nilkrokodil



Einst lag das Untier an dem Strande

des Stroms gestreckt, und dörrte sich

den feuchten Ranzen säuberlich

in der Ägypter heißem Sande.

Ein armes Kind, das noch nicht viel

von diesem Ungeheuer wusste,

und sich dem Flusse nähern musste,

kam aus Versehn zum Krokodil.

Sofort war dieser auf den Beinen,

und biss ihm das Genick entzwei.

Doch glaubt ihr, dass es möglich sei?

Der Krokodil fing an zu weinen.







Foto: D.H.G. Nilkrokodil





Ein Meerpferd, das seit langer Zeit

entfernt von aller Eitelkeit

in seiner Höhle ruhig lebte,

und sich der Einsamkeit bestrebte,

kam gleich hinzu und sah mit Lust,

wie dieser Mörder sich betrübte.

Ach, dieses hab ich längst gewusst,

dass dich der Himmel dennoch liebte,

hub dieser Meerapostel an,

bedaure du nur dein Verbrechen,

und weine ferner Tag und Nacht,

dass du dies Kindlein umgebracht,

so wird die Vorsicht es nicht rächen.






Foto: D.H.G. Junges Nilkrokodil







Da wär ich so ein Thor wie du,

schrie ihm der Neubekehrte zu,

erspare künftig deine Lehren,

der Junge macht mich doch nicht satt,

weil er kein Fleisch am Kopfe hat,

das ist die Ursach meiner Zähren.




Ihr frommen Seelen, traut des Heuchlers Tränen nicht,

denn was er mit dem Munde spricht,

das leugnet er in seinem Herzen,

sein Auge weint, und die Gedanken scherzen.




Magnus Gottfried Lichtwer


M. G. Lichtwers Fabeln in vier Büchern





http://books.google.de/books?id=Mo8TAAAAQAAJ&pg=PA90-IA1&dq=krokodil+%2B+fabel&source=gbs_selected_pages&cad=2#v=onepage&q=&f=false


http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Gottfried_Lichtwer




Fotos und Collage: D.H.G. Nilkrokodile/ Assuan/ Ägypten






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