Eine deutsche Fabel : KROKODIL und MEERPFERD ( Nilpferd)
Foto und Collage : D.H.G.
Nilkrokodil - Baby
Aus M. G. Lichtwers Fabeln in vier Büchern
Der Krokodil und das Meerpferd
Die Bosheit herrscht auf diesem Runde,
in Wassern wie auf trocknem Grunde,
was Berg und Thal und Wald beklagt,
das geht im Fluss und Meer nicht besser,
man sieht die Kinder der Gewässer
gedruckt, verfolgt und wohlgeplagt.
Es stieg aus den verborgnen Tiefen
manch Ungeheuer in die Höh´.
Es naht der Erde, Riesen liefen,
es wich und es erschrak die See.
Die Ufer wissen nebst den Höhlen
von ihrem Grimme zu erzählen,
des aufgesperrten Rachens Kluft,
ist so der Fisch als Menschen Gruft.
Zu seinem Ruhm , der Welt zur Plage
erschuf der Älteste der Tage
den ungeheuren Krokodil,
des Meeres Furcht, der Erde Schrecken,
den feste Panzerschuppen decken,
den Wütrich in dem breiten Nil.
Foto: D.H.G. Nilkrokodil
Einst lag das Untier an dem Strande
des Stroms gestreckt, und dörrte sich
den feuchten Ranzen säuberlich
in der Ägypter heißem Sande.
Ein armes Kind, das noch nicht viel
von diesem Ungeheuer wusste,
und sich dem Flusse nähern musste,
kam aus Versehn zum Krokodil.
Sofort war dieser auf den Beinen,
und biss ihm das Genick entzwei.
Doch glaubt ihr, dass es möglich sei?
Der Krokodil fing an zu weinen.
Foto: D.H.G. Nilkrokodil
Ein Meerpferd, das seit langer Zeit
entfernt von aller Eitelkeit
in seiner Höhle ruhig lebte,
und sich der Einsamkeit bestrebte,
kam gleich hinzu und sah mit Lust,
wie dieser Mörder sich betrübte.
Ach, dieses hab ich längst gewusst,
dass dich der Himmel dennoch liebte,
hub dieser Meerapostel an,
bedaure du nur dein Verbrechen,
und weine ferner Tag und Nacht,
dass du dies Kindlein umgebracht,
so wird die Vorsicht es nicht rächen.
Da wär ich so ein Thor wie du,
schrie ihm der Neubekehrte zu,
erspare künftig deine Lehren,
der Junge macht mich doch nicht satt,
weil er kein Fleisch am Kopfe hat,
das ist die Ursach meiner Zähren.
Ihr frommen Seelen, traut des Heuchlers Tränen nicht,
denn was er mit dem Munde spricht,
das leugnet er in seinem Herzen,
sein Auge weint, und die Gedanken scherzen.
Magnus Gottfried Lichtwer
M. G. Lichtwers Fabeln in vier Büchern
http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Gottfried_Lichtwer
Eine deutsche Fabel : KROKODIL und MEERPFERD
Eine indianische Fabel für die Welt
<< Home