Wednesday, March 11, 2009

Alles Maus - oder was? Mäusestaat!

Collage:D.H.G.
"Sozialismus / Sozialneid / Gleichheit um jeden Preis / Unfreiheit / Unterdrückung "





Der Mäu­se­staat – eine Fabel

Es war ein­mal in einem fer­nen Land eine Ko­lo­nie von ei­ni­gen Fle­der­mäu­sen, die ge­mein­sam mit einer we­sent­lich grö­ße­ren Ko­lo­nie von Feld­mäu­sen einen Staat ge­grün­det hat­ten. Das war gut, denn ge­mein­sam ist man stark. Stark gegen Be­dro­hun­gen und Fress­fein­de, stark bei der ge­mein­sa­men Nah­rungs­su­che und -Lagerung, und bei vie­lem mehr.
Doch schon nach kur­zer Zeit regte sich in den Feld­mäu­sen der Neid. Die Fle­der­mäu­se konn­ten flie­gen, sie sel­ber nicht. War das nicht un­ge­recht? Eine be­son­ders kluge Feld­maus stell­te die Frage, die nie­mand mehr ver­ges­sen soll­te: »Wer sagt uns, dass die Fle­der­mäu­se alles, was sie er­beu­ten, auch nach Hause brin­gen? Dass sie nicht ir­gend­wo au­ßer­halb un­se­res Staa­tes wei­te­re Lager ein­rich­ten und einen Teil der Beute vor uns ver­ste­cken? Wir kön­nen nicht flie­gen, haben also auch keine Mög­lich­keit, das zu kon­trol­lie­ren. Soll­ten in einem Staat nicht alle gleich sein? « Je mehr die Feld­mäu­se über diese Mög­lich­keit nach­dach­ten, desto schlüs­si­ger schien es ihnen. Ja, man soll­te etwas gegen diese Un­gleich­heit tun. Sie be­rie­fen zu­sam­men mit den Fle­der­mäu­sen einen Rat ein, und brach­ten das Thema zur Spra­che. Na­tür­lich wehr­ten sich die Fle­der­mäu­se gegen sol­che aus der Luft ge­grif­fe­nen Be­schul­di­gun­gen. Sie hat­ten nie auch nur im Traum daran ge­dacht, das zu tun, was ihnen hier vor­ge­wor­fen wurde.
»Nie­mand wirft euch etwas vor, liebe Fle­der­mäu­se. Wir sagen doch nur, dass die Mög­lich­keit be­steht. Es gibt keine Ga­ran­tie, dass ihr es nicht tut. Nicht ein­mal ihr sel­ber könnt ga­ran­tie­ren, dass nicht der eine oder an­de­re es heim­lich tut. Ihr seid ja nicht immer zu­sam­men. « stell­te die kluge Feld­maus klar.
Hmmm, das leuch­te­te ir­gend­wie ein. Die Fle­der­mäu­se konn­ten die­ses Misstrauen schon nach­voll­zie­hen, auch wenn sie es als un­be­rech­tigt sahen. Ihnen war klar, dass die Feld­mäu­se eine völ­lig an­de­re (ein­ge­schränk­te) Per­spek­ti­ve hat­ten und das recht­fer­tig­te wohl so eine Sicht­wei­se.
»Wir haben nichts zu ver­ber­gen«, sag­ten sich die Fle­der­mäu­se. »Ihr könnt uns gerne kon­trol­lie­ren, wenn ihr dann be­ru­hig­ter seid. «
»Ja, wie denn? wir kön­nen ja nicht flie­gen! «
Nach lan­ger De­bat­te wurde vor­ge­schla­gen, die Fle­der­mäu­se sol­len nicht mehr flie­gen. Im Sinne der Chan­cen­gleich­heit. Schließ­lich ist flie­gen für die Nah­rungs­samm­lung nicht zwin­gend nötig, es geht auch ohne. Die Feld­mäu­se lie­fer­ten ja täg­lich den Be­weis dafür. Diese Flie­ge­rei schürt nur Neid und Misstrauen, und darum soll­te man sie im Sinne der All­ge­mein­heit ab­schaf­fen.
Die Flü­gel stut­zen, was ei­gent­lich die ef­fek­tivs­te Mög­lich­keit wäre, war dann doch zu in­mau­san, das sahen alle ein. Also »ei­nig­te« man sich auf einen Kompromiss: Den Fle­der­mäu­sen wur­den die Flü­gel frei­wil­lig am Rü­cken fest­ge­bun­den. Man ei­nig­te sich ganz de­mo­kra­tisch dar­auf, in einer all­ge­mei­nen, ge­hei­men und frei­en Wahl. Schließ­lich lebte man ja in einer De­mo­kra­tie. Und da sie ja mit ab­stim­men durf­ten, beug­ten sich die Fle­der­mäu­se dem Wil­len der Mehr­heit. Da die Wahl ja ge­heim war, könn­te es ja sein, dass auch et­li­che von ihnen dafür ge­stimmt haben. So wur­den den Fle­der­mäu­sen also die Flü­gel auf dem Rü­cken fest­ge­bun­den. Da das Lau­fen auf der Erde aber nicht ihre Art der Fort­be­we­gung war, fiel es ihnen ziem­lich schwer, wei­ter pro­duk­tiv zu sein. Aber sie streng­ten sich an, schließ­lich woll­ten sie ja auch ihren Bei­trag für die Ge­sell­schaft leis­ten.
Nach 1 - 2 Ge­ne­ra­tio­nen, als alle merk­ten, dass die Fle­der­mäu­se immer noch viel un­pro­duk­ti­ver waren als die Feld­mäu­se, be­schlos­sen die Mäuse, an die­sem Pro­blem zu ar­bei­ten. Allen war klar, dass es kein böser Wille oder Faul­heit der Fle­der­mäu­se war. Sie konn­ten es ein­fach nicht bes­ser. Also er­fan­den sie etwas ganz Tol­les: Schu­len. Damit jeder lern­te, wie man rich­tig läuft und rich­tig ar­bei­tet. Und damit jeder, der Flü­gel hatte, auch lern­te, wie man diese rich­tig und ef­fek­tiv auf dem Rü­cken zusammenbindet. Es gibt näm­lich Flü­gel­bin­de­me­tho­den, die den Be­we­gungs­ab­lauf mehr be­hin­dern als an­de­re. Das kommt vor allem dann vor, wenn die Flü­gel zu lo­cker ge­bun­den sind. Und damit auch wirk­lich alle das ler­nen konn­ten, führ­te man eine all­ge­mei­ne Schul­pflicht ein, in der nur be­stimm­te Mäuse, meis­tens Feld­mäu­se, den Un­ter­richt führ­ten. Es war ja er­wie­sen, dass die Feld­mäu­se in der Nah­rungs­su­che viel pro­duk­ti­ver waren. Also musste man ja von ihnen ler­nen. Wie kann eine Fle­der­maus, die sel­ber lang­sam und un­ef­fek­tiv ist, an­de­ren schnel­les und ef­fek­ti­ves Lau­fen und Ar­bei­ten bei­brin­gen? Eben, geht nicht.
Das Sys­tem funk­tio­nier­te ganz gut, und die Fle­der­mäu­se wur­den tat­säch­lich ein klei­nes wenig schnel­ler und pro­duk­ti­ver. Wenn man lange genug übt, stell­ten alle fest, und die rich­ti­gen Me­tho­den lernt und an­wen­det, wird man immer bes­ser.
Jedem Fle­der­maus­ba­by wurde von Ge­burt an bei­ge­bracht, die Flü­gel rich­tig fest­zu­bin­den (die El­tern hat­ten es ja mitt­ler­wei­le in der Schu­le ge­lernt) und nach den ers­ten ge­lun­ge­nen aber un­ef­fek­ti­ven Schrit­ten kam es dann in die Schu­le, wo es das Ganze rich­tig lern­te, damit es im Leben zu­recht­kommt. Ei­ni­ge allzu neu­gie­ri­ge Fle­der­maus­kin­der frag­ten zwar, warum sie diese ko­mi­schen Aus­wüch­se am Rü­cken hat­ten, und man er­klär­te ihnen ge­dul­dig, dass das eine Missbildung sei, die das Leben er­schwert. Darum muss man sie auch zu­sam­men­bin­den. Tut man es nicht, fal­ten sich diese Missbildungen rich­tig auf, und auf­grund des grö­ße­ren Wi­der­stands durch die grö­ße­re Flä­che, würde das Lau­fen noch viel viel schwe­rer. Das leuch­te­te ein.
Aber nicht allen. Immer wie­der mal kam die eine oder an­de­re Fle­der­maus auf die Idee, dass diese Missbildungen viel­leicht auch einen Vor­teil brin­gen. Sie ex­pe­ri­men­tier­ten damit herum, lie­ßen sie eine Zeit lang offen. Sind die Flü­gel aber nicht trai­niert, funk­tio­nie­ren sie auch nicht, wie sie es nor­ma­ler­wei­se tun. Im Ge­gen­teil, durch das lange Zu­sam­men­bin­den sind sie ein­ge­ros­tet, die Mus­keln ge­schwächt, die Seh­nen ver­kürzt. So kam es, dass sich durch diese Ver­su­che nur die be­reits ge­lern­te Theo­rie be­stä­tig­te, dass offen ge­tra­ge­ne Missbildungen nur un­ef­fek­ti­ver ma­chen, wegen dem hö­he­ren Wi­der­stand, der grö­ße­ren Flä­che, etc., und man viel schwe­rer lief. Jeder durf­te es ein-, zweimal pro­bie­ren, um dann ein­zu­se­hen, dass es wirk­lich so war. Wer es aber öfter pro­bier­te, und dabei er­wischt wurde, auf den pras­sel­ten von allen Sei­ten Vor­wür­fe ein: er ist ge­mein­schafts­schä­di­gend, ein böser Ego­ist, er hat nur Dumm­hei­ten im Kopf, die zu Las­ten der All­ge­mein­heit gehen. Diese Vor­wür­fe kamen glei­cher­ma­ßen von Feld­mäu­sen und von Fle­der­mäu­sen, die in­zwi­schen ja sel­ber lange genug ge­lernt hat­ten, dass die Missbildungen am Rü­cken nur zu­sam­men­ge­bun­den er­tra­gen wer­den kön­nen. Wenn diese Vor­wür­fe nicht aus­reich­ten, um den Delinquenten zur Be­sin­nung zu brin­gen, wur­den ihm die Flü­gel vom Kol­lek­tiv durch Zwang zu­sam­men­ge­bun­den und er wurde von allen Sei­ten misstrauisch be­äugt, um jeden wei­te­ren Auf­bin­de­ver­such zu un­ter­bin­den. Na­tür­lich nur zu sei­nem Bes­ten. Man woll­te ihn nur hei­len. Bei ganz Un­ver­bes­ser­li­chen wurde erst mit Nah­rungs­ent­zug ge­ar­bei­tet, um sie zur Be­sin­nung zu brin­gen, spä­ter, wenn das auch nicht half (was eher sel­ten der Fall war) sperr­te man sie eben für eine be­stimm­te Zeit in sehr enge Kä­fi­ge ein. Da konn­ten sie auch mit auf­ge­bun­de­nen Flü­geln sel­bi­ge nicht aus­brei­ten, ge­schwei­ge denn be­nut­zen. Ir­gend­wann sahen sie ihr Fehl­ver­hal­ten und die Sinn­lo­sig­keit ihres Tuns ein und gaben auf. Dann wur­den sie wie­der in die Ge­mein­schaft auf­ge­nom­men, stan­den aber noch lange Zeit unter Be­ob­ach­tung, ob sie auch wirk­lich ein­sich­tig waren.
Nur ei­ni­ge, ganz ganz we­ni­ge, fan­den her­aus, wofür diese Missbildungen am Rü­cken gut waren. Sie waren schlau genug, sie nur auf­zu­bin­den und mit ihnen zu spie­len, wenn nie­mand sonst in der Nähe war. Un­ge­se­hen und heim­lich lern­ten sie die Flü­gel wie­der zu be­nut­zen, weil sie sie trai­nier­ten. Diese we­ni­gen konn­ten flie­gen. Sie kann­ten die Wahr­heit. Und alles in ihnen schrie da­nach, sie zu ver­brei­ten: »Hey, diese Missbildungen er­he­ben uns über die Feld­mäu­se. Sie hel­fen uns, alles aus einer an­de­ren, hö­he­ren Per­spek­ti­ve zu sehen. Und sie ma­chen uns so wahn­sin­nig pro­duk­tiv und ge­schickt. Wacht auf! Ver­sucht es. Es braucht eine Zeit, bis ihr wie­der damit um­ge­hen lernt, aber dann kann euch nichts mehr auf­hal­ten!«
Was aber war nun mit einer er­wach­ten Fle­der­maus, die diese Wahr­heit ver­brei­te­te? Nie­mand nahm sie ernst. Erst recht nicht die an­de­ren Fle­der­mäu­se. Die hat­ten es ja ein - zwei Mal ver­sucht mit of­fe­nen Flü­geln rum­zu­lau­fen und ge­se­hen, dass es sie nur be­hin­dert. Aus Er­fah­rung ge­lernt, so­zu­sa­gen. Au­ßer­dem merk­ten sie, dass der­je­ni­ge, der diese Wahr­heit ver­brei­te­te, in der letz­ten Zeit ex­trem un­pro­duk­tiv war. Er war es, weil er ja viel Zeit damit ver­brach­te, heim­lich seine Flü­gel zu trai­nie­ren. Aber die an­de­ren sahen nur die Un­pro­duk­ti­vi­tät. Also stimm­te es doch, was man ihnen in der Schu­le bei­ge­bracht hatte: Wer mit of­fe­nen Flü­geln rum­rennt, ist ein­fach un­pro­duk­tiv. Selbst, wenn er es heim­lich tut. Und bevor er den an­de­ren zei­gen konn­te, wie Flie­gen geht, dass er es wirk­lich kann, wurde er ver­haf­tet und für lange Zeit bei ma­ge­rer Kost in einen engen Käfig ge­steckt. So lange, bis die Mus­keln in den Flü­geln wie­der schwan­den, die Seh­nen sich wie­der ver­kürz­ten und Flie­gen wie­der un­mög­lich wurde. Wurde er dann ir­gend­wann frei­ge­las­sen, hatte er meis­tens kein Be­darf mehr nach Frei­heit, denn die hatte ihn viele Jahre bit­ters­ter Ge­fan­gen­schaft und Not ge­kos­tet. Was hatte sie ge­bracht? Nichts, rein gar nichts. Gleich­zei­tig nutz­te er den an­de­ren als War­nung. Wer seine Zeit mit un­pro­duk­ti­ven und blöd­sin­ni­gen Rü­cken­miß­bil­dungs­trai­nigs­ak­tio­nen ver­bringt, lan­det im Käfig. Seht ihn euch an. Seht ihn euch gut an. Wollt ihr so enden? Das wirk­te.
Die ein­zi­gen Fle­der­mäu­se, die mi­ni­ma­le An­zahl, die wussten, die flie­gen konn­ten, die die Wahr­heit kann­ten - nun, die konn­ten es nur heim­lich tun, wenn nie­mand sie be­ob­ach­te­te. Und immer mit der Angst, dabei er­wischt zu wer­den. Was aber brach­te es ihnen? Sie konn­ten zwar die Frei­heit füh­len, sie konn­ten alles aus einer an­de­ren Per­spek­ti­ve sehen, und sie konn­ten sich sogar zu­sätz­lich Nah­rung ganz nach ihrem Be­lie­ben su­chen und Vor­rä­te an­le­gen. Sie konn­ten ein Leben in Frei­heit füh­ren, aber auch in Ein­sam­keit. Nie­mals durf­ten sie dar­über mit an­de­ren reden, auch und erst recht nicht mit an­de­ren Fle­der­mäu­sen. Nicht mit Freun­den, nicht ein­mal mit der ei­ge­nen Fa­mi­lie. Zu tief saß es in aller Köp­fen, dass das Öff­nen der Rü­cken­mss­bil­dun­gen un­pro­duk­tiv war. Und auch die Angst vor der Be­stra­fung, die man bei an­de­ren ge­se­hen hatte, die die Missbildungen län­ge­re Zeit offen tru­gen. Sie konn­ten aus dem Mäu­se­staat weg­flie­gen und sich einen an­de­ren Le­bens­raum su­chen. Aber sie stell­ten fest, dass sich über­all sol­che Ko­lo­ni­en und Staa­ten ge­bil­det hat­ten. Und pro Staat gab es einen, höchs­tens zwei, die flie­gen konn­ten, auch heim­lich und immer in Angst vor dem Ent­deckt­wer­den. Frei­heit be­deu­tet Ein­sam­keit. Da Fle­der­mäu­se aber sehr so­zia­le Tiere sind, brauch­ten sie ihre Fa­mi­li­en, Freun­de, Nach­barn in dem Staat. Sie brauch­ten Ge­sell­schaft. Ein­sam leben war schlim­mer, als un­frei zu sein.
Darum leb­ten die meis­ten ein­fach wei­ter mit zu­sam­men­ge­bun­de­nen Flü­geln, um nicht al­lei­ne zu sein.
Und nur manch­mal und heim­lich flo­gen sie und ge­nos­sen das Ge­fühl der Frei­heit und des Wis­sens. Ver­bit­tert durch den Schmerz, die­ses Wis­sen mit nie­man­dem tei­len zu dür­fen. Außer mit an­de­ren frei­en Fle­der­mäu­sen, die aber weit, weit weg sind. Und immer in Angst, ent­deckt und be­straft zu wer­den.
Ja, so man­che die­ser Fle­der­mäu­se hat sich schon oft ge­wünscht, die Frei­heit nicht zu ken­nen, ein­fach »nor­mal« zu leben wie die an­de­ren. Denn sol­ches Wis­sen be­las­tet un­ge­mein, wenn man es nicht tei­len kann.

Wer je­mals in den Pa­last ge­se­hen hat und seine ge­hei­men Kam­mern und präch­ti­gen Säle bis in den letz­ten Win­kel er­forscht hat, kann sich nie mehr mit dem Vor­hof zu­frie­den geben.
Autor:Unbekannt












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