Oskars Platz an der Sonne oder DER LAFONTAINISMUS
Palast der sozialen Gerechtigkeit
Lafontaines diffuse Zielvorstellungen:
Lieber links oder lieber rechts,
ohne oder mit
Vermögensschutzschirm?
In jedem Fall : ganz oben!
…………..Lafontaine selbst hat es geschafft, die Partei fast allein zu repräsentieren, obwohl er seine Ämter mit Gregor Gysi und Lothar Bisky teilt………………
Gewiss, Oskar Lafontaine braucht kein Programm. Er hat eines, er ist eines. Lafontaine ist in seltener Weise fähig, seine Gedanken in Reden und Büchern populär auszudrücken, gelegentlich populistisch………..
Es gibt in seinen politischen Positionen, vor allem nach seinem Rücktritt als SPD-Vorsitzender und Finanzminister und dem Übertritt zur Linken, aber auch unerklärte Brüche….
Und wer sich heute auf die europapolitischen Positionen berufen würde, die der Vorsitzende der Linkspartei nach der Bundestagswahl 2005 in seinem Buch "Politik für alle" niedergelegt hat, hätte auf dem Essener Parteitag der Linken im Februar niemals den Sprung auf die Europaliste geschafft. Spätestens diese streitbaren, bedenkenswerten und in der Kontinuität Lafontainescher Überzeugungen liegenden Sätze wären im Tumult untergegangen: "Deutschlands Zukunft liegt in Europa. Vor allem in der Außen- und Sicherheitspolitik wie auch in der Wirtschaftspolitik muss Europa immer stärker kooperieren und seine Interessen in der Welt zur Geltung bringen. Eine Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg ist die Antwort auf die Globalisierung. Dem Souveränitätsverlust auf nationaler Ebene steht eine erweiterte Handlungsmöglichkeit auf europäischer Ebene gegenüber."…
Wo ist der Reformer und Realist Lafontaine geblieben? Warum tritt er nicht mehr für Dinge ein, die er noch vor gar nicht so langem für richtig und wichtig befand? Warum begehrt einer nicht gegen die unheilvolle Renaissance des Freund-Feind-Denkens in der von ihm geführten Partei auf, der 1988 aus gutem Grund schrieb: "Eine Politik, die die Menschen nach 'Freund und Feind gruppiert', steht gegen das Politikmodell der demokratischen Linken, die immer auf Solidarität, auf das Miteinander setzt"? Warum lässt er zu, dass Andersdenkende ausgegrenzt und abgestraft werden? Er nimmt diesen Kulturverfall nicht zur Kenntnis, vielleicht interessiert er ihn nicht. Dafür gehört der Platz nun Leuten, die sich als seine Vasallen geben, aber die nur die Autorität Lafontaines, nicht sein programmatisches Konzept, für ihre Machtspielchen und Postenkämpfe benutzen. Man könnte zur Erklärung auf jenen saarländischen Sozialdemokraten verweisen, den Joachim Hoell in seiner Lafontaine-Biografie zitiert: ",Mein Laden' nennt Lafontaine die Saar-SPD, und ein Genosse meint amüsiert: 'Der hält sich nur einen Vorstand, weil das in der Satzung steht.'" Hält sich Lafontaine nun eben eine ganze Partei?...
André Brie

Collage: D.H.G. (Orig.Spiegel 1992) Le parti c ´est moi !
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