Lebendige Einheit
Fotos/Collage: D.H.G. /Ein Garten im April
………Einheit ist ein Zentralbegriff, ist aber auch ein gefährlicher Begriff.
Wir erinnern uns an die SED, die sozialistische Einheitspartei.
Diktatoren verstehen unter Einheit Gleichheit.
Es gab in der Sowjet-Zeit einen Witz, dass einer zum Kreml gekommen ist und sagt: Ich habe eine Haarschneidemaschine erfunden, die setzt man auf den Kopf und drückt auf den Knopf und nach zehn Sekunden ist der Haarschnitt fertig. Und dann sagt einer: Aber Genosse, die Köpfe sind doch verschieden, und da sagt er: Nur beim ersten Mal. Darauf läuft es nämlich hinaus, einen gedrechselten Kopf zu haben, bei allen gleich. Und daraus entsteht n i e eine lebendige Einheit.
Die Vielheit und Unterschiedlichkeit gehört zur Einheit!!
Das ist keine Beeinträchtigung, sondern eine Ermöglichung. Es gibt Leute, die »faulen Frieden« mögen, das heißt, jedenfalls keine Auseinandersetzung.
Die wollen dann, dass alle die gleichen Parolen wiederholen - keine Debatte! - und meinen, das sei Harmonie. Aber eine wirkliche Harmonie in der Musik besteht aus vielen Tönen, ist keine Monotonie.
So bleibt die Aufgabe, sich auf rechte Einheit hinzubewegen.
Denn Gehässigkeit, Zwist im üblen Sinn, macht eine Verkündigung der Botschaft Jesu -
die als Ziel Liebe hat - natürlich unglaubwürdig. Aber auch da muss man sagen, Auseinandersetzung muss nicht in Gehässigkeit ausgetragen werden. Es ist unerlässlich in der Kirche, dass so etwas wie »Freie Rede« herrscht. Warum?
Glaube ist im entscheidenden Sinn die Hingabe an Gott.
Der Mensch übereignet sich in ganz freier, persönlicher Entscheidung an Gott. Glaube an Sätze ist sekundär, nebensächlich, soll nur verhindern, dass wir uns nicht an Götzen ausliefern. Aber zuletzt glauben wir nicht an Sätze, sondern an Jesus Christus.
»Glaubt an Gott und glaubt an mich«, fordert er; also diese persönlich Hingabe. Und das ist etwas ganz Individuelles.
Wir hatten zwei Fassungen des Credo: Eines fängt an: Credo = i c h glaube.
Aber das andere heißt auch: W i r glauben.
Beides gehört zusammen, der ganz individuelle Glaube, der
aber ergänzt wird durch den Glauben des Mitchristen.
Ergänzung ist auch wieder nur möglich, wenn Unterschiedlichkeit zugelassen wird
Man überdeckt das, geht darüber hinweg, wenn man von d e m Glauben der Kirche redet.
Nach Pater Dr. Albert Keller SJ, München
http://www.albertusmagnus.de/downloads/keller_01.pdf
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