Himmelsschlösser
Der Traum.
Es nahm auf seine Flügel
Mich, als ich schlief, ein Traum,
Und trug vom Erdenhügel
Mich auf in Sfärenraum.
Ich schwebt' im Klang der Flöten
Zum Abendstern hinan,
Und Morgen-Abendröthen
Begrenzten meine Bahn.
Sich thaten aller Orten
Vor meines Traumes Lauf
Die diamantnen Pforten
Der Himmelsschlösser auf.
Ich sah die Bronnen rauschen
Der Ewigkeit um mich,
Und hörte Sonnen tauschen
Gespräche unter sich.
Da trug vor allen Bronnen
Vorbei auf duft'ger Spur,
Vorbei vor allen Sonnen,
Der Traum mich höher nur.
Er trug mich, bis ich staunte
An eines Lichtes Rand,
Darin, wie er mir raunte,
Verhüllt die Liebe stand.
Die Liebe durch den Schleier
Sah ihre Schöpfung an,
Von der zu ihr in Feier
Ein Preisen stieg hinan.
Wie leuchtend durch die Hüllen
Ein Stral des Lächelns brach,
So wurden neue Füllen
Des Lobgesanges wach.
Wohin ein Blick der Liebe
Vorüberstreifend traf,
Erwachten junge Triebe
Der Schöpfung aus dem Schlaf.
Und wo der Blick der Liebe
Mit seiner Macht geruht,
Da ward ein Weltgetriebe
Verzehrt in Liebesglut.
Die Liebe ließ die Flöre
Vom Angesichte wehn;
Ein Schauer hub die Chöre
Der Schöpfung an zu drehn.
Die Himmel, Schmetterlinge,
Sich stürzten in ihr Licht,
Doch meines Traumes Schwinge
Geschmolzen war noch nicht.
Da flog vom Angesichte
Zurück der Schleier ganz,
Die Schöpfung schwand im Lichte,
Und ich zerfloß in Glanz.
Friedrich Rückert
Die Kraft des Adlers im Flug bewährt sich nicht dadurch, daß er keinen Zug nach der Tiefe empfindet, sondern dadurch, daß er ihn überwindet, ja ihn selbst zum Mittel seiner Erhebung macht.
Friedrich Schelling
Kein Vogel fliegt zu hoch, wenn er sich mit seinen eigenen Flügeln in die Höhe schwingt.
William Blake
Und wen ihr nicht fliegen lehrt, den lehrt mir - schneller fallen !
Friedrich Nietzsche, Werke II - Also sprach Zarathustra
Nicht zu vergessen! Je höher wir uns erheben, umso kleiner erscheinen wir denen, welche nicht fliegen können.
Friedrich Nietzsche, Werke II - Morgenröte
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