Januarsonne
Januarsonne
Im Nymphenburger Park
München
Erste Sonne
Wie gerne lass' ich von der ersten Sonne
Mich bescheinen! – Wenn der Januar
Mit seiner Atemzüge Eishauch wich -
Wenn in der Monde Schnur die zweite Perle
Sich übertropfen läßt von Goldreflexen -
Der Winternebel Vorhang in zwei Stücke
Geborsten ist ... und ihrer Gnaden Truhe
Nach träumerischer Rast die Sonne leert -
Den ganzen Köcher ihrer funkelnden Pfeile:
Wie gerne lass' ich mich von dieser Sonne,
Von dieser Sonne sanft verkühltem Licht
Bescheinen! Leise kommt auf leichten Sohlen
Ein Sinnen über mich ... ein dunkles Suchen -
Und doch, wie so klar und wunschlos still ...
All' Winterunrast hab' ich abgetan-
Als schritte ich auf Wolken, treib' ich hin ...
Die Augen halb geschlossen ... seltsam müde -
Und an den Sonnenstrahl, der mich berührt ...
Leise, ganz leise meine Wange streift,
Möcht' ich mich lehnen ... und in seiner Goldspur
Verdämmern lassen meiner Seele Leben...
Hermann Conradi
Der Schneemann
Seht, da steht er, unser Schneemann!
Das ist ein Geselle!
Stehet fest und unverzagt,
Weicht nicht von der Stelle.
Schaut ihm in die schwarzen Augen!
Wird euch denn nicht bange?
In der linken Hand da hat er
Eine lange Stange.
Einen großen Säbel hält er
Fest in seiner Rechten.
Kommt heran! Er wird sich wehren,
Wird mit Allen fechten.
Über ihn kann nur der Frühling
Einen Sieg gewinnen:
Blickt ihn der nur an von ferne,
Wird er gleich zerrinnen.
Aber halt dich tapfer, Schneemann!
Lass dir offenbaren:
Stehst du morgen noch,
so wollen Wir dich Schlitten fahren.
Hoffmann von Fallersleben
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