Wednesday, December 9, 2009

Frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr 2010 !



Weihnachtsgrüße 2009

Fotos und Collage: D.H.G. - Schnatterpeck Altar - Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Lana/Südtirol





Fragen zu Weihnachten:

Gott antwortet


In Illustrierten findet man bisweilen Fragebögen, auf denen ausgewählte Personen über ihre Interessen und Vorlieben Auskunft geben. Bisweilen wird auch gefragt, mit wem sie sich gerne einmal unterhalten würden. Und die Antworten reichen von Einstein über den Papst bis zum amerikanischen Präsidenten. Aber niemand geht so weit anzugeben, dass er sich einmal mit Gott unterhalten möchte.

Das scheint unerfüllbar, vielleicht auch vermessen.


Worte ins Schweigen?


Aber wenn uns der Wunsch ganz freigestellt wäre, wer möchte dann nicht seine Fragen und Anliegen einmal mit Gott besprechen, und zwar so, dass er Antwort gibt.

Wir haben ja vielerlei Probleme und Wünsche und Bitten; und vielleicht tragen wir sie beim Beten auch Gott vor. Aber diese Gebete scheinen „Worte ins Schweigen“, wie Karl Rahner formuliert hat. Beten kommt uns vor wie ein recht einseitiges Gespräch, bei dem unser Gegenüber nicht antwortet. Romano Guardini hat zu seinen Lebzeiten geäußert: Wenn er Gott gegenübertrete nach seinem Tod, dann werde er fragen, warum denn all dieses Leid in der Welt sein müsse.

Und wir möchten Gott wohl ähnlich fragen: Warum soviel Unrecht in diesem Leben?

Warum sind die Güter der Welt so ungleich verteilt?

Warum Armut und Hunger und Leid? Wir trügen ihm auch gern unsere Sorgen um die Zukunft vor: Wohin führt die Ausbeutung dieser Erde?

Wir möchten ihm vielleicht auch unsere Schwierigkeiten mit der Kirche nennen.

Man möchte Gott fragen: Ist das die Kirche, die du gewollt hast?

Warum stehen wir, die Christen, weithin Christus so im Weg, dass die Leute ihn nicht finden? Sie suchen ja danach, wie jedes Weihnachtsfest zeigt. Und natürlich möchten wir auch unsere ganz privaten Fragen und Ängste vorbringen. Wir hätten gern den Gesprächspartner Gott, der uns eindeutig und endgültig und wirklich unfehlbar Auskunft geben könnte.

Er aber scheint zu all diesen Fragen nur zu schweigen. Stimmt aber nicht, behauptet der Hebräerbrief, der am 1. Weihnachtsfeiertag vorgelesen wird.

Auf vielerlei Weise und vielfältig hat Gott zu uns gesprochen, heißt es da.

Moses und die Propheten, auch die Stifter anderer Religionen wie Buddha oder Mohammed, sie versuchten doch, Gottes Wort in die Welt zu tragen. So nennen wir die Bibel Wort Gottes und treffen vielleicht auf den Anspruch, was auf Kanzeln verkündigt wird, sei Wort Gottes. Dagegen wird man freilich einwenden: Schau dir´s an! Es menschelt überall. Das darf nicht mit dem Wort Gottes verwechselt werden, was da alles vorgetragen wird. Selbst wenn es mit guter Absicht geschieht und vielfältig Richtiges enthält.

Das Wort Gottes, die Antwort auf unsere Fragen, das ist das Wort, das am Anfang war.

Dieses Wort ist Gott, und von diesem Wort bekennen wir an Weihnachten: Es ist Fleisch geworden. Das Wort Gottes liegt in der Krippe.

Wir verstehen es nicht gleich.

Was sagt es uns denn? Was sagt es denn über das Leid in der Welt?

Was sagt es denn über unsere Ohnmacht? Zu unseren Ängsten? Zur Kirche und zu allem?

- Nun, es sagt ungeheuer viel und Überraschendes, wer es zu hören vermag.

Was Gesellschaft und Staat angeht: In der Krippe liegt kein Machthaber, da liegt kein Revolutionär. Da liegt das Kind eines Zimmermanns, ohnmächtig und schreiend, nicht aus reichem Haus oder aus einflussreicher Gesellschaftsschicht.

Und es wird die Welt nicht verändern.

Sie ist in zweitausend Jahren Christentum nicht einfach ein strahlendes Paradies der Menschenliebe geworden, auch nicht unter seinen Nachfolgern.


Die Macht der ohnmächtigen Liebe


Was sagt das Kind in der Krippe zu dieser Welt und ihren Machtverhältnissen?

Es sagt eben durch seine Machtlosigkeit, dass die Macht und die Unterdrückung nicht Wort Gottes sind, dass die also auch gewiss nicht das letzte Wort in dieser Welt haben.

Gehen wir alle Machthaber der Geschichte durch: Wer von ihnen hat wirklich Herzen erobert? An wessen Geburtstag kommen auch die Penner und Ausgestoßenen zusammen

mit Hoffnung und möchten sich freuen?

Es ist dieses Kind.

Und seine ohnmächtige Liebe ist gewaltiger als alle Befehls-, Macht- und Technikstrukturen dieser Welt.

Das sagt es unserer Gesellschaft. Wir sollen und dürfen planen und uns einsetzen und berechnen, aber was wir in dieser Welt gestalten, bleibt Kruste, bleibt Oberfläche.

Und was sagt es zur Kirche, dieses Wort Gottes? Da liegt kein Dogmensystem in der Krippe und keine Hierarchie.

Da liegt ein hilfsbedürftiger Mensch.

Und er ist das Wort Gottes

und nicht 20 Theologiebücher und nicht 15 Konzilien und gewiss nicht alle Klugreden von Kanzeln und Pulten.

An diesem Menschen muss man sich orientieren, und alles Übrige kann und soll nur und müsste Hilfe sein, dass wir ihn finden.

„Bereitet dem Herrn den Weg in der Wüste“, lautet der Auftrag der Kirche - und unsere Welt gleicht gewiss auf weiten Strecken einer geistigen Wüste.



Professor P. Albert Keller SJ

über Fragen zu Weihnachten


http://intranet.barmherzige.de/admin/grafik/upload/barmherzige

/zeitschrift/ausgabe/Misericordia_Dezember_2007_screen.pdf



Kapellplatz in Altötting - Weihnachtliche Stimmung








Statistics