Sunday, January 17, 2010

Winterherrschaft





Weiß sind die entfernt liegenden Ebenen,
und weiß werden die verblassten Wälder.


Foto: D.H.G. Blick auf den Wallberg



Der Wind erstirbt längs des Gipfels.
Der Schnee fällt dicht, kaum hörbar,



Foto: D.H.G. Abwinkl/Tegernsee



sammelt seine Last auf Dächern und Bäumen.





Foto: D.H.G. Abwinkl/Tegernsee



Die Wiesen und die verstreuten Bäche
liegen lautlos da.





Foto: D.H.G. Weissach/Tegernsee



Wie ein gütiger Gesandter der Träume
bedeckt mich der Schnee völlig.





Foto: D.H.G. Weissach/Tegernsee




In Wald und Wasser, Erde und Luft liegt Stille.
Unterbrochen nur, wenn hin und wieder

ein Pferdeschlitten mit knirschenden Kufen





Foto: D.H.G. Schwaigeralm /Tegernsee







Foto: D.H.G. Schwaigeralm /Tegernsee




und durchdringendem Geläut
durch den Schnee vorwärts drängt,
an mir vorbei fährt und verschwindet.




Foto: D.H.G. Weg zur Schwaigeralm /Tegernsee



Aus dem Nichts höre ich entfernt
und doch klar das Bellen eines Hundes erschallen,
getragen vom Widerhall aus einer Scheune am Wege.
Dann ist alles still und der Schnee senkt sich langsam und sanft.






Foto: D.H.G. Abwinkl/Tegernsee




Der Abend schreitet fort
und sein Grau verbindet Himmel und Erde.



Foto:D.H.G. Abwinkl/Tegernsee




Die Welt scheint verschleiert und weit weg entrückt.




Foto. D.H.G. Weissach/Tegernsee




Ihr Lärm ruht
und ich schleppe mich dumpf dahin und träume,
wie der versteckte Bach.



Archibald Lampman





Foto: D.H.G. Weissach/Tegernsee










In jedem Winter
steckt ein zitternder Frühling,
und hinter dem Schleier jeder Nacht
verbirgt sich ein lächelnder Morgen.





Gibran, Khalil





Foto: D.H.G. Malerwinkel / Rottach-Egern / Tegernsee




Der ewige Demagog



Schleppt den Frühling in den Kerker
denn er ist ein Demagog
weil er der gewohnten Herrschaft
seines Vaters entzog
Uns um unsere langen Nächte
und den schönen Schlaf betrog
Schleppt den Frühling in den Kerker
denn er ist ein Demagog





Foto: D.H.G. vereistes Bächlein / Schwaigeralm / Tegernsee



Schleppt den Frühling in den Kerker
der die Welt in Aufruhr bringt
Bäche rauschen, Bäume flüstern
jeder Vogel zirpt und singt
und auch in die Menschenherzen
wunderbare Regung dringt
Schleppt den Frühling in den Kerker
der die Welt in Aufruhr bringt




Foto: D.H.G. Schwaigeralm / Tegernsee



Schleppt den Frühling in den Kerker
setzt den Winter auf den Thron
Legitim ist nur der Winter
und ein Demagog sein Sohn
Dieser aber will nichts weiter
nichts als Revolution
Schleppt den Frühling in den Kerker
setzt den Winter auf den Thron




Hoffmann von Fallersleben





Foto: D.H.G. Vereiste Wasserfälle / Schwaigeralm / Tegernsee




Auf den /Gott Lob! vergehenden Winter



Der Winter ist schon todt / und allbereit begraben.





Foto: D.H.G. Schneepolstercouch





Der Himmel gab' ihm noch / zum Vbertau / den Schnee/
den nahm' er in die Erd. Sein Grab-Schrifft heist: vergeh!
sein Glück ist / daß ihn nicht verzehren Schab- noch Raben.
Sein Grabstein von Krystall / ist noch ein weil erhaben.
Doch / daß der Bösen ihr Gedächtnus nicht besteh /
will Warheit / daß man hier ein klares Beyspiel seh;




Foto: D.H.G. Bad Wiesseer Seeufer / Tegernsee




Daher verzehrt die Sonn / den Stein und die Buchstaben.
Die Erde klagt ihn zwar / in Dunkelbrauner Farb;




Foto: D.H.G. Bad Wiesseer Seeufer / Tegernsee





Doch wird sie wider bald zur Frülings-Hochzeit schreiten.

gar billich ists / daß der Verderber selbst verdarb.
Man wird ihm kürzlich aus mit Donner-Glocken leuten.
Mein und der gantzen Erd' Erz-Aergster Feind! wolt GOtt /
daß du hinfür müst seyn / auf Ewig Ewig todt!





Catharina Regina von Greiffenberg





Foto: D.H.G. Winterschlaf am See / Abwinkl / Tegernsee




Winters Flucht





Foto: D.H.G. Wiesseer Januarbäume


Dem Winter ward der Tag zu lang,
Ihn schreckt der Vögel Lustgesang;

Er horcht und hört's mit Gram und Neid,
Und was er sieht, das macht ihm Leid.




Foto: D.H.G. Wiesseer Seeufer in der Wintersonne


Er sieht der Sonne milden Schein,
Sein eigner Schatten macht ihm Pein.
Er wandelt über grüne Saat
Und Gras und Keime früh und sprach:
"Wo ist mein silberweißes Kleid,
Mein Hut , mit Demantstaub bestreut?"




Foto: D.H.G. Wiesseer Seeufer in der Wintersonne



Er schämt sich wie ein Bettelmann
Und läuft, was er nun laufen kann.
Und hinterdrein scherzt Jung und Alt
In Luft und Wasser, Feld und Wald;
Der Kiebitz schreit, die Biene summt,
Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;
Doch weil's noch fehlt an Spott und Hohn,
So quakt der Frosch vor Ostern schon.



August Heinrich Hoffmann von Fallersleben





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