Wednesday, December 1, 2010

Vergängliche Turmbauten

Foto: D.H.G. sich auftürmende Bewölkung über südostasiatischer Küste



Das ist der Weltlauf! Keins der Dinge hat Bestand.

Euripides



Nichts ist flüchtiger als die äußere Form, sie welkt und vergeht wie die Blumen des Feldes beim Anbruch des Herbstes


Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius


Foto: D.H.G. sich auftürmende Bewölkung über Südostasien

Foto: D.H.G. Wolkentürme über Südostasien in ständiger Bewegung und Veränderung



Ende des 18.Jh. beschrieb L. Howard die Wolkenformen mit den jetzt selbstverständlichen Begriffen: Stratus, Cumulus, Cirrus, Nimbus . Diese Klassifizierung wurde von Goethe so begeistert aufgenommen, dass er Caspar David Friedrich bat, ihm davon ein Bild zu malen. Während Friedrich sich weigerte, die so herrlich freien Wolken in eine Ordnung zu zwingen, schrieb Goethe das Gedicht zu Howards Ehrengedächtnis, worin es ihm gelang, den Gegensatz von Ordnung und Freiheit durch Poesie zu überwinden, indem er alle Wolkenformen in nur einer Zeile des Gedichts zusammenfasste ohne sie zu benennen:


Wie Streife steigt, sich ballt, zerflattert, fällt.


http://www.meteohistory.org/2004proceedings1.1/pdfs/03bernhardt.pdf



Howards Ehrengedächtnis



Wenn Gottheit Camarupa, hoch und hehr,

Durch Lüfte schwankend wandelt leicht und schwer,

Des Schleiers Falten sammelt, sie zerstreut,

Am Wechsel der Gestalten sich erfreut,

Jetzt starr sich hält, dann schwindet wie ein Traum,

Da staunen wir und traun dem Auge kaum;

Nun regt sich kühn des eignen Bildens Kraft,

Die Unbestimmtes zu Bestimmtem schafft;

Da droht ein Leu, dort wogt ein Elefant,

Kameles Hals, zum Drachen umgewandt,

Ein Heer zieht an, doch triumphiert es nicht,

Da es die Macht am steilen Felsen bricht;

Der treuste Wolkenbote selbst zerstiebt,

Eh er die Fern erreicht, wohin man liebt.

Er aber, Howard, gibt mit reinem Sinn

Uns neuer Lehre herrlichsten Gewinn.

Was sich nicht halten, nicht erreichen läßt,

Er faßt es an, er hält zuerst es fest;

Bestimmt das Unbestimmte, schränkt es ein,

Benennt es treffend! – Sei die Ehre dein! –

Wie Streife steigt, sich ballt, zerflattert, fällt,

Erinnre dankbar deiner sich die Welt.

Stratus

Wenn von dem stillen Wasserspiegelplan

Ein Nebel hebt den flachen Teppich an,

Der Mond, dem Wallen des Erscheins vereint,

Als ein Gespenst Gespenster bildend scheint,

Dann sind wir alle, das gestehn wir nur,

Erquickt', erfreute Kinder, o Natur!


Cumulus

Und wenn darauf zu höhrer Atmosphäre

Der tüchtige Gehalt berufen wäre,

Steht Wolke hoch, zum herrlichsten geballt,

Verkündet, festgebildet, Machtgewalt

Und, was ihr fürchtet und auch wohl erlebt,

Wie's oben drohet, so es unten bebt.


Cirrus

Doch immer höher steigt der edle Drang!

Erlösung ist ein himmlisch leichter Zwang.

Ein Aufgehäuftes, flockig löst sich's auf,

Wie Schäflein tripplend, leicht gekämmt zu Hauf.

So fließt zuletzt, was unten leicht entstand,

Dem Vater oben still in Schoß und Hand.


Nimbus

Nun laßt auch niederwärts, durch Erdgewalt

Herabgezogen, was sich hoch geballt,

In Donnerwettern wütend sich ergehn,

Heerscharen gleich entrollen und verwehn! –

Der Erde tätig-leidendes Geschick!

Doch mit dem Bilde hebet euren Blick:

Die Rede geht herab, denn sie beschreibt,

Der Geist will aufwärts, wo er ewig bleibt


Johann Wolfgang Goethe





Foto: D.H.G. vergängliche Wolkenturmbauten über Südostasien


Foto: D.H.G. gigantische Wolkenturmbauten über Südostasien


Foto/Collage: D.H.G.

Ähnlich gigantisch die von Menschenhand geschaffene Turmbauten /

Skyscrapers Sidney /Burj Khalifa Dubai/ Wolkentürme über Südostasien

Aber auch ähnlich vergänglich!




Es ist alles Eitel

Du siehst, wohin du siehst, nur eitelkeit auf erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo ietzundt städte stehn, wird eine Wiese seyn,
Auf der ein schäfers kind wird spielen mit den herden;

Was itzundt prächtig blüth, sol bald zutreten werden;
Was itzt so pocht und trotzt, ist morgen asch und bein;
Nichts ist, das ewig sey, kein ertz, kein marmorstein.
Jetzt lacht das glück uns an, bald donnern die beschwerden.

Der hohen thaten ruhm muß wie ein traum vergehn.
Soll denn das spiel der zeit, der leichte mensch bestehn?

Ach, was ist alles diß, was wir vor köstlich achten,

Als schlechte nichtigkeit, als schatten, staub und Wind,
Als eine wiesen blum, die man nicht wieder find't!
Noch wil, was ewig ist, kein einig mensch betrachten.

Andreas Gryphius 1637




Hochmut kommt vor dem Fall
und nach dem Beifall.

André Brie



Die Hoffahrt misst ihr Glück nicht am eigenen Vorteil, sondern am fremden Unglück.

Thomas Morus



Mensch, erhebe dich nicht über die Tiere: Sie sind sündlos, du aber mit deiner Erhabenheit befleckst die Erde.


Fjodor Michailowitsch Dostojewskij



Wo Ideologien beginnen, endet das Denken.


Markus Rohowsky



So manche Mauer wird auf ideologischem Fundament errichtet.


Raymond Walden



Foto/Collage: D.H.G. Dubai /Burj Khalifa/ Luftbild /Malaysische Küste


Burj Khalifa in Dubai


Sinnbild von Gigantomanie, Machtsymbol des islamischen Staates Dubai, höchstes Gebäude der Welt

(Aufgrund der nachlassenden Nachfrage in Dubai sind die Wohnungspreise im Burj Khalifa

zehn Monate nach Eröffnung um 40% gefallen und nach wie vor stehen 825 von 900 Wohnungen leer.)






Foto/Collage: D.H.G. Dubai /Burj Khalifa/ Wolkentürme



O Freund, der Mensch ist nur ein Tor,

Stellt er sich Gott als seinesgleichen vor.


Johann Wolfgang von Goethe


Foto: C.A.M.S/Collage : D.H.G. New Yorks Turmbauten




Was diese Welt zu einem Jammertal gemacht hat und immer wieder machen wird, das ist die unersättliche Begierde und der unbezähmbare Hochmut der Menschen ...

Voltaire



Alles im Menschenleben hebt und beugt die Zeit; doch lieben die Götter stets den weisen, nüchternen Sinn und hassen den Übermut.

Sophokles





……….Die…vielen Erzählungen, Mythen, Gedichten, in denen Menschen …..auf verführerische Weise allerlei Versprechungen gemacht werden, in denen der Mensch da gepackt wird, wo er sich packen lässt. Bei seinen Wünschen, Träumen, Sehnsüchten. Bei dem, was er sich von einem idealen Leben erwartet.

Bei seinen Allmachtsphantasien.

Dem Streben nach Unsterblichkeit, sei es in wirklicher Weise, sei es in der Form von Ruhm, der einen quasi unsterblich macht. Dem Streben nach Geld, nach Reichtum, der Möglichkeit, sich alle Wünsche erfüllen zu können, abgesichert zu sein

Dem Streben nach Macht, der Freiheit, die Welt sich so zurechtzulegen, wie es der eigene Wille, der Eigenwille des Menschen gerne hätte, ohne die Widerständigkeiten, die einen behindern könnten.

Viele menschliche Utopien leben von diesen menschlichen Sehnsüchten. Utopien, die unsere Gesellschaft am Laufen halten.
Die technische Utopie lebt auch von der Sehnsucht von uns Menschen, die Welt unter unsere Kontrolle zu bringen, sie zu beherrschen, ihre Widerständigkeiten mehr und mehr zu begrenzen…………
Die Börsenutopie zum Ende des Jahrtausends nährte sich ebenso aus den Sehnsüchten vieler Menschen. Das schnelle Geld, das in den Gärten der Börsenpropheten in schier zauberhafter Weise nachzuwachsen schien…………

… Heute wissen wir, dass dies nur eine Utopie, ein Märchen war, und wundern uns, ihm geglaubt zu haben.

……. Menschliche Allmachtsträume waren schon immer zum Scheitern verurteilt

Peter Lysy

http://www.predigtpreis.de/darstellung-einzelpredigt+M5242197c6dd.html



Foto/Collage: D.H.G. Dubai /Burj Khalifa/ Wolkentürme



Fremder Hochmut bedeutet auch eine Gefahr weniger für uns.


Martin Gerhard Reisenberg



Eines der größten Hindernisse unserer Zeit ist,

wenn Menschen sich selbst zu wichtig nehmen.



Gerhard Strobel


Foto/Collage: D.H.G. Skyscrapers Singapur/ Top-Finanzplatz


http://www.tagesschau.de/wirtschaft/hedgefondssingapur100.html





Die Güter der Welt gleiten uns durch die Finger wie der Sand der Dünen


Antoine de Saint-Exupéry



Die Türme der Erde lösen sich auf wie die Wolken über der Erde.


K.P.


Foto: D.H.G. sich auflösende Wolkentürme über Südostasien

Foto/Collage: D.H.G. Australische Küste bei Darwin, sich auflösende Bewölkung






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