Sunday, October 16, 2011

Oktobersonne

 Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober






 Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober



Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober




Oktobersonne

O Sonne des Oktobers,
    Wie herrlich sprüht dein Glanz!
Die Stimme  keines Lobers
    Preist deine Schönheit  ganz.
Schon hatten Regentage
    Mit Schwermut  mich umhängt:
Vom großen Festgelage
    Kam ich – die Stirn gesenkt.

Ernüchterter Genosse
    So hoher Herrlichkeit,
Entzog ich mich dem Trosse
    In diese Einsamkeit

Des Jahres große Feuer,
    Geendet war sie schon.
Rings Nichts als Nebelschleier –
    Der Sommer  war entflohn! . . .

Und nun, o Sonne, wieder
    Kehrst du, schöner als je,
Steigst von den Höhen nieder
    Und schläfst auf diesem See.

Taltiefen, Bergesgipfel
    Glühn in demselben Licht,
Das durch entlaubte Wipfel
    In alter Fülle bricht.

. . . Ich grüße es, das warme,
    Das mir zu Häupten steht,
Und breite weit die Arme,
    Breite sie zum Gebet:

„Du Wanderin der Welten,
    O Sonne, die hervor
Aus schimmernden Gezelten
    Noch einmal trat, bevor

Auf silberner Sandale,
    Er flieht, dein weißer Fuß,
Weile in unserem Tale
    Mit deinem letzten Gruß:

So lange, bis die Traube
    An dir sich ganz gereift;
So lange, bis mein Glaube
    Den Traum des Glücks begreift;

So lange, bis dem Schmerz sich
    Sie, die Geduld, vermählt;
So lange, bis mein Herz sich
    Mit neuem Mut gestählt . . .

Dann will ich ohne Reue
    Sehn, wie dein Glanz zerrinnt,
Und warten, bis aufs Neue
    Dein großes Fest beginn! . . .“


John Henry Mackay



 Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober



 Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober




 Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober



 Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober



Foto: D.H.G. Ammersee bei Schondorf im Oktober















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