Tuesday, September 20, 2011

Theokratie als neue Demokratie?

Collage: D.H.G. Bilder aus Ägypten/Jordanien/Libanon im "Arabischen Frühling" 2011


Im Uhrzeigersinn -von links oben:

Fundamentalistische Muslime erstarken in Ägypten

radikale Salafisten in Amman

Ägyptische Geistliche bei der Demonstration in Kairo

Power-lady in Egypt

http://de.wikipedia.org/wiki/Hisbollah

Massenproteste in Kairo

Salafisten in Kairo bedrohen Kopten

Ägypten vor dem Heiligen Krieg?

ägyptische Demonstrantinnen

http://de.wikipedia.org/wiki/Theokratie






http://www.zenit.org/article-22664?l=german


“Die Bonner Islamwissenschaftlerin Professor Christine Schirrmacher, wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Islamfragen der Evangelischen Allianz, warnt vor den politischen Zielen der Muslimbrüder in Ägypten. Sie strebten eine Demokratie im Rahmen der Scharia an und eben keinen säkularen Rechtsstaat nach westlichem Muster. …………

Nach über 30 Jahren Predigtverbot durfte al-Qaradawi (einer der Chefideologen der Muslimbrüder) erstmals wieder das Freitagsgebet leiten - vor Hunderttausenden auf dem Tahrir-Platz. Ausgerechnet die „Koalition der Jugend der Revolution" hatte den derzeit über Fernsehen und Internet einflussreichsten muslimischen Gelehrten eingeladen. Das ist laut Christine Schirrmacher ein Besorgnis erregendes Signal angesichts der Haltung al-Qaradawis zu Demokratie und Menschenrechten, Israel und Selbstmordattentaten…

Bezeichnend sei auch al-Qaradawis Vorschlag zur Überwindung muslimischer Vorbehalte gegenüber der Demokratie: In der Verfassung muslimischer Staaten soll in einem Artikel festlegt werden, dass jedes Gesetz, das den unanfechtbaren Bestimmungen des Islam widerspricht, null und nichtig ist.

Seine Begründung: Der Islam sei die Staatsreligion und die Quelle der Legitimität aller staatlichen Institutionen. Welche Gesetze mit dem Islam vereinbar sind, sollen aus Sicht der Muslimbrüder zukünftig die führenden muslimischen Rechtsgelehrten des Landes entscheiden - und zwar unabhängig von staatlichen Vorgaben…

Der Vorrang der Scharia gelte aus seiner Sicht auch für die Menschenrechte. Wer erkennbar vom Islam „abfällt", geschweige denn seine Glaubensgrundsätze und rechtlichen Bestimmungen öffentlich kritisiert, ist für al-Qaradawi ein Verräter des Staates, der von den politisch Verantwortlichen notfalls mit dem Tod bestraft werden muss. Vor diesem Hintergrund ist laut Schirrmacher kaum zu erwarten, dass sich die Muslimbruderschaft, die al-Qaradawi mehrmals die Führung angeboten hat, für mehr Religions- und Meinungsfreiheit einsetzen wird…

l-Qaradawi fordert immer wieder die Einhaltung von Prioritäten und das Abwägen zwischen dem Idealen und dem Möglichen. Anhänger der Erweckungsbewegung sollen alle Gesellschaftsbereiche durchdringen, von Bildung und Wissenschaft bis zur Sozial- und Wirtschaftspolitik. Dabei betont er die Schlüsselrolle der Medien. Der „Jihad unserer Zeit" findet nach seiner Einschätzung im Internet statt. Aufwendige islamische Internetseiten und Portale sollen Werbung für den islamischen Glauben machen. ..

Internationale Gremien muslimischer Rechtsgutachter sollen sich um die Einheit der globalen muslimischen Gemeinschaft kümmern und nicht zuletzt über die Online-Fatwas die Islamisierung des Lebensstils, insbesondere in der westlichen Diaspora, steuern….

In leidenschaftlichen Predigten verurteilt er jegliche Bemühungen um einen dauerhaften Frieden (mit Israel)als Verrat an der muslimischen Gemeinschaft. In einem Interview mit al-Jazeera vom 28. Januar 2009 sprach er von der göttlichen Strafe für das verkommene jüdische Volk. Die letzte Strafe habe Hitler vollzogen. Auch wenn er übertrieben habe, sei es ihm gelungen, die Juden auf ihren Platz zu verweisen. So Gott will, würde die nächste Bestrafung durch die Hand der Gläubigen erfolgen. Der 84-Jährige wünsche sich, notfalls mit dem Rollstuhl ins Land des Jihads und des Widerstands zu gehen und auf Allahs Feinde, die Juden, zu schießen. Auf diese Weise würde er als Märtyrer sterben.

…Für den Fall, dass die Muslimbrüder mehr politischen Einfluss gewinnen sollten, dürften die Chancen für mehr Menschen- und Bürgerrechte und eine Stabilisierung des Nahen Ostens schwinden,.. “

Christine Schirrmacher /Bonner Islamwissenschaftlerin

wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Islamfragen der Evangelischen Allianz





http://www.welt.de/debatte/kommentare/article6435289/Al-Qaradawi-ist-kein-Symbol-islamischer-Toleranz.htm


“Yusuf al-Qaradawi ist der einflussreichste TV-Scheich der islamischen Welt. Namhafte Wissenschaftler bezeichnen ihn als Symbol der Toleranz. Davon kann keine Rede sein! Anfeindungen gegen religiöse Minderheiten in der islamischen Welt und Pauschalurteile über Moslems in Europa sprechen eine andere Sprache.”

Yusuf al-Qaradawi ist Präsident der "Internationalen Vereinigung Muslimischer Rechtsgelehrter" (IAMS) sowie des Europäischen Fatwa-Rats……

Seine Haltung gegenüber Andersdenken wiegt aber auch deshalb schwer, weil sich ein religiöser Rassismus offenbart, der die Grundrechte arabischer Bürger christlichen Glaubens in Frage stellt. Dabei sind arabische Christen in der muslimischen Welt keine Einwanderer, sondern Ureinwohner des Orients…..



Khaled Hroub / Direktor des "Cambridge Arab Media Project" an der Universität Cambridge





die Scharia


………und ihre Inhalte:

Keine Religionsfreiheit/ Keine Redefreiheit/Keine Gedankenfreiheit/Keine künstlerische Freiheit/Keine Pressefreiheit/ Es gibt keine Gleichheit der Menschen – ein Nicht-Muslim, Kafir, ist niemals gleichgestellt mit einem Muslim./Keine gleichen Rechte für Frauen/ Frauen dürfen geschlagen warden/Ein Nicht-Muslim darf keine Waffen tragen/, Gesetze für die muslimischen Männer, andere Gesetze für Frauen und Nicht-Muslime/Unsere Verfassung wird als ein von Menschen gemachtes Dokument der Ignoranz gesehen, das sich der Scharia unterwerfen muss/Es gibt keine Demokratie, weil dies bedeuten würde, dass ein Nicht-Muslim gleichberechtigt wäre mit einem Muslim/Nicht-Muslime sind Dhimmis, Bürger dritter Klasse/Alle Regierungen müssen durch das Gesetz der Scharia regiert werden




http://www.cicero.de/weltb%C3%BChne/katzenjammer-kairo/42489



Katzenjammer in Kairo- Juli 2011



In Ägypten, wo Analphabetismus und Armut weit verbreitet sind, und wo es üblich ist, Wahlstimmen zu kaufen, könnten Kandidaten mit besseren finanziellen Ressourcen die Stimmen der Armen leicht für sich gewinnen

Reiche Geschäftsleute, die mit dem alten Regime Geschäfte machten, Kandidaten der Muslimbrüder, die mit Geldspritzen aus Katar, und Salafisten, die mit der Unterstützung Saudi-Arabiens rechnen können, werden viel bessere Aussichten haben als liberale und linke Kandidaten, die nicht auf solche finanziellen Mittel zurückgreifen können. Schon allein aus diesem Grund kann man nicht davon ausgehen, dass freie Wahlen zwangsläufig ein demokratisches Parlament hervorbringen werden…..

Die Muslimbruderschaft weiß, dass sie zwar viele Anhänger hat, will aber scheinbar nicht alleine die Macht ergreifen – zumindest nicht gleich. Die Angst vor den Erwartungen der Ägypter scheint größer zu sein als der Wille, die Regierung zu übernehmen. Den Muslimbrüdern ist klar, dass es eine Herkulesaufgabe sein wird, das Land effektiv zu regieren und den politischen und wirtschaftlichen Ansprüchen der jungen Ägypter gerecht zu werden….

Deshalb wird die „Partei der Gerechtigkeit und Freiheit“ (Muslimbrüder)nur in der Hälfte der Wahlkreise Kandidaten für die Parlamentswahlen aufstellen. So wird sie auf keinen Fall eine absolute Mehrheit erringen können und nicht in die Lage kommen, die Probleme des Landes alleine lösen zu müssen….

Auch im Parlament wollen sie offensichtlich…nicht selbst regieren, aber den Königsmacher spielen, indem sie eine Minderheitsregierung anderer Parteien dulden. Macht ohne Verantwortung also. Die kurzfristige Strategie der Muslimbrüder könnte man daher so zusammenfassen: Zunächst die Liberalen an die Macht bitten, in der Hoffnung, dass sie scheitern, um hinterher mit deutlich geringeren Erwartungen der Bevölkerung die Macht zu ergreifen….

Der Jurist und Muslimbruder Sobhi Saleh, der auch ein Mitglied der vom Militärrat einberufenen Verfassungskommission ist, wiederholte mehrmals, dass das langfristige Ziel der Bewegung die vollkommene Implementierung der Scharia sei. Die jugendlichen Muslimbrüder fordert er auf, keine Frau zu heiraten, die der Muslimbruderschaft nicht angehört, um die Geschlossenheit der Gruppe nicht zu gefährden. „Die Muslimbrüder und -schwestern haben eine gefestigte Moral, einen starken Körper, eine gesunde Urteilskraft, einen wachen Verstand und einen starken Willen.“ Sie seien ordentlich, pünktlich, nützlich für andere und in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Deshalb wäre es eine Verschwendung, wenn einer, der all diese Eigenschaften besitzt, eine normale Frau heirate, oder umgekehrt eine Muslimschwester die Ehe mit einem anderen Mann als einem über all diese Eigenschaften verfügenden Muslimbruder einginge. „Ziel der Bewegung ist die Islamisierung des Individuums, dann der Familie, dann der Gesellschaft, bevor man die Botschaft des Islam in die Welt trägt.“

HAMED ABDEL-SAMAD



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