Frohe Ostern 2012!
Foto: D.H.G. Sonnenuntergang in der Atacama-Wüste bei der Kari-Schlucht in Chile
Foto: D.H.G.
Darstellung der Auferstehung Christi in der Holzkirche von Quetalmahue
auf der Insel Chiloe/ Chile
Foto: D.H.G. Holzkirche von Quetalmahue auf der Insel Chiloe/ Chile
Der Mensch im Kosmos
Der kleine Homo
sapiens schaut in den Himmel und staunt.
Wer bin ich vor
diesem Universum?
Was soll ich
anfangen mit meinem Leben in diesem Universum?
Und
Was darf ich
hoffen?
Der gestirnte
Himmel über uns hat seit ewigen Zeiten unsere
Gedanken und
unsere Gefühle beeinflusst. Herz und Hirn sind
gleichermaßen
beeindruckt von der Wucht der Dunkelheit und ihren
kleinen Lichterchen.
Der Blick in den
Himmel ist zugleich der Anblick des größten, über
das hinaus nichts
mehr geforscht werden kann. Es ist das Ganze, das
uns durch
Erfahrung zur Verfügung steht. Auch das Reich der
denkbaren
Möglichkeiten muss diese Wirklichkeit enthalten und zwar
deshalb, weil wir
ihr recht sicher sein können.
Aber was steht am
Anfang für jeden Menschen? Ich komme auf die
Welt und die Welt
ist schon da und diese meine Welt ist ein Teil eines
riesigen
Universums, das zeitliche und räumliche Abgründe aufweist,
die jedes
menschliche Maß übersteigen. Die Drohung
der gähnenden
Leere zeigt sich
schon beim einfachsten Schauen: Wir können die
Sterne am
Nachthimmel nur deshalb sehen, weil nichts das Licht der
Sterne
verschluckt. Zwischen meinem Auge und dem Stern darf nichts
sein, sonst würde
ich den Stern nicht sehen. Da draußen ist nichts und
das erschüttert.
Welche Rolle spielt dann der Mensch in diesem vor
Welche Rolle spielt dann der Mensch in diesem vor
Nichts
strotzenden, gewaltigen Universum?
Was ist mit meinen
Was ist mit meinen
Hoffnungen,
Visionen und Träumen, woran soll ich glauben
angesichts der
dramatischen Eigenschaften eines Milliardenjahre alten
Universums, dass
sich offensichtlich in einem nahezu unergründlichen
Schöpfungsakt in
seine Existenz geworfen hat?
Wie kann ich mir
also sicher sein über die Wirklichkeit, ihre Stabilität
und Ordnung?
Indem ich mich des Instruments bediene, mit dem mich die Natur ausgerüstet hat:
der Vernunft!
Indem ich mich des Instruments bediene, mit dem mich die Natur ausgerüstet hat:
der Vernunft!
Ihre Erkenntnisfähigkeit liefert das Baugerüst
um die Faszination der Schöpfung zu erforschen.
um die Faszination der Schöpfung zu erforschen.
Wir wissen einfach
immer genauer, wie es nicht ist. Wir irren uns
empor. In den
empirischen Naturwissenschaften haben wir ein
Instrumentarium
entwickelt uns auch weit weg von unseren direkten
Formen der
Anschauung, dem Sehen, Hören, Riechen , tasten und
Schmecken, tief in
die Struktur der Materie, dem Allerkleinsten zu
versenken, wie
auch in die Tiefe des Kosmos, dem Allergrößten
hineinzublicken
und die Ordnung der einen Natur zu entdecken.
Durch Versuch und
Irrtumsbeseitigung schärfen wir unsere
Erkenntnisinstrumente
und erkennen, was die Welt im Innersten
zusammenhält.
Dabei ergibt sich ein faszinierendes Panorama: Das
allerkleinste und
das allergrößte fallen zusammen im Anfang des
Universums. Es
entstanden die Kräfte, die die Materie aufbauen und
stabil
zusammenhalten, Naturgesetze kristallisierten sich im Laufe der
Kosmischen
Entwicklung.
Es ist die größte
Geschichte aller Zeiten, die wir erzählen können von
den ersten
Elementen, den ersten Sternen und Galaxien bis hin zu den
ersten Planeten.
Aber auch von den großen Kreisläufen der Materie,
die in Sternen
verwandelt und durch stellare Explosionen wieder ans
Universum
zurückgegeben wird. Das Universum war gut 9 Milliarden
Jahre alt, da
explodierten zwei riesige blaue Sterne und drückten
schwere Elemente:
wie zum Beispiel Kohlenstoff, Stickstoff,
Sauerstoff,
Phosphor und Eisen in eine Wasserstoffwolke und es
entstand unser
Sonnensystem.
Seit 4,567
Milliarden Jahren drehen die Planeten ihre einsamen
Runden um den
wichtigsten Stern des Universums:
Wär unser Aug nicht sonnenhaft, wir könnten die Sonne nicht erkennen,
dichtete Goethe.
Wär unser Aug nicht sonnenhaft, wir könnten die Sonne nicht erkennen,
dichtete Goethe.
Und er
hatte ja so recht. Wir leben vom Licht dieses
Kernfusionsreaktors
in 150 Millionen Kilometer Abstand Wir sind
Kinder der Sterne
und leben vom Licht des Sterns. Wir bestehen zu
92% aus
Sternenstaub.
Und welche Pracht
des Lebens sich entwickelt hat aus einfachsten
Anfängen und allen
Widrigkeiten des irdischen Daseins trotzt. Das
Leben auf der Erde
hat die Welt verändert,
hat sich die Bedingungen geschafft,
die es braucht um sich immer wieder aufs Neue in
hat sich die Bedingungen geschafft,
die es braucht um sich immer wieder aufs Neue in
überraschende
Formen und Individuen weiterzuentwickeln.
Das Universum, so
scheint es, ist geradezu erpicht auf jede Neuigkeit,
es giert nach
neuen Möglichkeiten sich in neuen Strukturen
auszudrücken.
Und mittendrin in
dieser faszinierenden Vielfalt organischen Daseins
erschien vor einer
halben Million Jahren eine Spezies, die sich selbst
bewusst wurde. Der
Mensch.
Mit ihm ist ein
Geschöpf entstanden, in dem das Universum nach sich
selbst fragt, wenn
es nach seiner Position im Universum fragt.
Der Mensch stellt die Möglichkeit der Freiheit dar in einem durch
Der Mensch stellt die Möglichkeit der Freiheit dar in einem durch
physikalische
Gesetze geregelten Kosmos . Der Mensch löst sich
von den
Widrigkeiten die die Natur ihm immer wieder entgegenstellt
durch die Kraft
seiner Gedanken und seiner Hände. Er entwickelt
Instrumente und
Strategien sich immer mehr unabhängig zu machen,
sich zu befreien.
Mit Kultur und Technik verfügen wir heute über die
Mittel unser
Dasein zu entwickeln – uns weiterzuentwickeln.
Und da stehen wir
heute: in einer Welt, die wir beherrschen – mit
allen Licht- und
Schattenseiten. Wir haben ganz neue Stufen der
kosmischen
Entwicklung erklommen.
Und doch bei allen
Triumphen der Wissenschaft und Forschung in
Technik und
Gesellschaft merken wir:
Auch wenn alle Fragen der
Auch wenn alle Fragen der
Naturwissenschaften
geklärt wären,
so wäre doch nicht eine einzige
so wäre doch nicht eine einzige
existenzielle
Frage unseres Daseins
davon betroffen.
Das wusste
davon betroffen.
Das wusste
schon vor fast 100
Jahren Ludwig Wittgenstein.
Wir sind das Gefäß
der Natur das nach Sinn und Hoffnung fragt. Wir
wissen inzwischen
so viel, dass wir die wunderbaren Zusammenhänge
unserer kosmischen
Herkunft genau so gut kennen, wie die Probleme
und Schäden, die
wir mit unserem Tun und Handeln unseren
natürlichen
Lebensgrundlagen zufügen.
Unsere Freiheit fordert nämlich auch
Unsere Freiheit fordert nämlich auch
Verantwortung:
Wenn du weißt
was du tun kannst,
kannst du nicht mehr alles tun.
Der Blick in den
Himmel ist ein Blick in einen dunklen Spiegel.
Das Universum dort
oben hat sich eine Unmenge Arbeit gemacht, um
uns
hervorzubringen. Die Natur ist ein dermaßen eng
zusammenhängendes
Netz an Wechselwirkungen, dass wir wirklich
keine Blume
berühren können, ohne einen Stern zu belästigen. Alle
Dinge, nah und
fern sind durch unsterbliche Kräfte, verborgen
miteinander
verbunden.
Das Universum hat
uns gewollt und steht uns wohlwollend gegenüber.
Wir haben das ganz
große Los gezogen und dürfen als Menschen sein
im Universum.
Denn es wollte endlich Geschöpfe beherbergen, die
Denn es wollte endlich Geschöpfe beherbergen, die
etwas ganz Neues
in den Himmel brachten, was bis dahin noch fehlte:
nämlich Glaube,
Hoffnung und Liebe.
Prof. Harald Lesch
Fastenpredigt am 25. März 2012
DER MENSCH IM KOSMOS
Fastenpredigt am 25. März 2012
DER MENSCH IM KOSMOS
Foto: D.H.G. Holzkirche von Quetalmahue auf der Insel Chiloe/
Chile
Foto: D.H.G. Kathedrale von Santiago de Chile
am Plaza de Armas
Foto:D.H.G.
Altar
in der Kirche von San Pedro de Atacama(eine der ältesten in Chile,
wurde vor mehr als 300 Jahren aus weißen Lehmziegeln
gebaut.)
Foto:D.H.G. Kirche von San Pedro de Atacama / Chile
Foto:D.H.G. Decke aus Kaktusholz in der Kirche von San Pedro de Atacama / Chile
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