Sunday, April 1, 2012

Frohe Ostern 2012!



 Foto: D.H.G.  Sonnenuntergang in der Atacama-Wüste   bei der Kari-Schlucht in Chile







 Foto: D.H.G.  
Darstellung der Auferstehung Christi in der Holzkirche von Quetalmahue
 auf der Insel Chiloe/ Chile 






 Foto: D.H.G.  Holzkirche von Quetalmahue auf der Insel Chiloe/ Chile 



Der Mensch im  Kosmos


Der kleine Homo sapiens schaut in den Himmel und staunt.
Wer bin ich vor diesem Universum?
Was soll ich anfangen mit meinem Leben in diesem Universum?
Und
Was darf ich hoffen?
Der gestirnte Himmel über uns hat seit ewigen Zeiten unsere
Gedanken und unsere Gefühle beeinflusst. Herz und Hirn sind
gleichermaßen beeindruckt von der Wucht der Dunkelheit und ihren
kleinen Lichterchen.
Der Blick in den Himmel ist zugleich der Anblick des größten, über
das hinaus nichts mehr geforscht werden kann. Es ist das Ganze, das
uns durch Erfahrung zur Verfügung steht. Auch das Reich der
denkbaren Möglichkeiten muss diese Wirklichkeit enthalten und zwar
deshalb, weil wir ihr recht sicher sein können.

Aber was steht am Anfang für jeden Menschen? Ich komme auf die
Welt und die Welt ist schon da und diese meine Welt ist ein Teil eines
riesigen Universums, das zeitliche und räumliche Abgründe aufweist,
die jedes menschliche Maß übersteigen.  Die Drohung der gähnenden
Leere zeigt sich schon beim einfachsten Schauen: Wir können die
Sterne am Nachthimmel nur deshalb sehen, weil nichts das Licht der
Sterne verschluckt. Zwischen meinem Auge und dem Stern darf nichts
sein, sonst würde ich den Stern nicht sehen. Da draußen ist nichts und
das erschüttert. 


Welche Rolle spielt dann der Mensch  in diesem vor
Nichts strotzenden, gewaltigen Universum? 


Was ist mit meinen
Hoffnungen, Visionen und Träumen, woran soll ich glauben
angesichts der dramatischen Eigenschaften eines Milliardenjahre alten
Universums, dass sich offensichtlich in einem nahezu unergründlichen
Schöpfungsakt in seine Existenz geworfen hat?
Wie kann ich mir also sicher sein über die Wirklichkeit, ihre Stabilität
und Ordnung? 
Indem ich mich des Instruments bediene, mit dem  mich die Natur ausgerüstet hat: 
der Vernunft! 
Ihre Erkenntnisfähigkeit liefert das Baugerüst 
um die Faszination der Schöpfung zu erforschen.
Wir wissen einfach immer genauer, wie es nicht ist. Wir irren uns
empor. In den empirischen Naturwissenschaften haben wir ein
Instrumentarium entwickelt uns auch weit weg von unseren direkten
Formen der Anschauung, dem Sehen, Hören, Riechen , tasten und
Schmecken, tief in die Struktur der Materie, dem Allerkleinsten zu
versenken, wie auch in die Tiefe des Kosmos, dem Allergrößten
hineinzublicken und die Ordnung der einen Natur zu entdecken.
Durch Versuch und Irrtumsbeseitigung schärfen wir unsere
Erkenntnisinstrumente und erkennen, was die Welt im Innersten
zusammenhält. Dabei ergibt sich ein faszinierendes Panorama: Das
allerkleinste und das allergrößte fallen zusammen im Anfang des
Universums. Es entstanden die Kräfte, die die Materie aufbauen und
stabil zusammenhalten, Naturgesetze kristallisierten sich im Laufe der
Kosmischen Entwicklung.

Es ist die größte Geschichte aller Zeiten, die wir erzählen können von
den ersten Elementen, den ersten Sternen und Galaxien bis hin zu den
ersten Planeten. Aber auch von den großen Kreisläufen der Materie,
die in Sternen verwandelt und durch stellare Explosionen wieder ans
Universum zurückgegeben wird. Das Universum war gut 9 Milliarden
Jahre alt, da explodierten zwei riesige blaue Sterne und drückten
schwere Elemente: wie zum Beispiel Kohlenstoff, Stickstoff,
Sauerstoff, Phosphor und Eisen in eine Wasserstoffwolke und es
entstand unser Sonnensystem.

Seit 4,567 Milliarden Jahren drehen die Planeten ihre einsamen
Runden um den wichtigsten Stern des Universums: 


Wär unser Aug nicht sonnenhaft, wir könnten die Sonne nicht erkennen, 
dichtete Goethe. 
Und er hatte ja so recht. Wir leben vom Licht dieses
Kernfusionsreaktors in 150 Millionen Kilometer Abstand Wir sind
Kinder der Sterne und leben vom Licht des Sterns. Wir bestehen zu
92% aus Sternenstaub.
Und welche Pracht des Lebens sich entwickelt hat aus einfachsten
Anfängen und allen Widrigkeiten des irdischen Daseins trotzt. Das
Leben auf der Erde hat die Welt verändert, 
hat sich die Bedingungen geschafft, 
die es braucht um sich immer wieder aufs Neue in
überraschende Formen und Individuen weiterzuentwickeln.
Das Universum, so scheint es, ist geradezu erpicht auf jede Neuigkeit,
es giert nach neuen Möglichkeiten sich in neuen Strukturen
auszudrücken.
Und mittendrin in dieser faszinierenden Vielfalt organischen Daseins
erschien vor einer halben Million Jahren eine Spezies, die sich selbst
bewusst wurde. Der Mensch.
Mit ihm ist ein Geschöpf entstanden, in dem das Universum nach sich
selbst fragt, wenn es nach seiner Position im Universum fragt. 


Der Mensch stellt die Möglichkeit der Freiheit dar in einem durch
physikalische Gesetze geregelten Kosmos . Der Mensch löst sich
von den Widrigkeiten die die Natur ihm immer wieder entgegenstellt
durch die Kraft seiner Gedanken und seiner Hände. Er entwickelt
Instrumente und Strategien sich immer mehr unabhängig zu machen,
sich zu befreien. Mit Kultur und Technik verfügen wir heute über die
Mittel unser Dasein zu entwickeln – uns weiterzuentwickeln.

Und da stehen wir heute: in einer Welt, die wir beherrschen – mit
allen Licht- und Schattenseiten. Wir haben ganz neue Stufen der
kosmischen Entwicklung erklommen.
Und doch bei allen Triumphen der Wissenschaft und Forschung in
Technik und Gesellschaft merken wir: 


Auch wenn alle Fragen der
Naturwissenschaften geklärt wären, 
so wäre doch nicht eine einzige
existenzielle Frage unseres Daseins
 davon betroffen


Das wusste
schon vor fast 100 Jahren Ludwig Wittgenstein.
Wir sind das Gefäß der Natur das nach Sinn und Hoffnung fragt. Wir
wissen inzwischen so viel, dass wir die wunderbaren Zusammenhänge
unserer kosmischen Herkunft genau so gut kennen, wie die Probleme
und Schäden, die wir mit unserem Tun und Handeln unseren
natürlichen Lebensgrundlagen zufügen.  


Unsere Freiheit fordert nämlich auch
Verantwortung: Wenn du weißt
was du tun kannst, kannst du nicht mehr alles tun.

Der Blick in den Himmel ist ein Blick in einen dunklen Spiegel.
Das Universum dort oben hat sich eine Unmenge Arbeit gemacht, um
uns hervorzubringen. Die Natur ist ein dermaßen eng
zusammenhängendes Netz an Wechselwirkungen, dass wir wirklich
keine Blume berühren können, ohne einen Stern zu belästigen. Alle
Dinge, nah und fern sind durch unsterbliche Kräfte, verborgen
miteinander verbunden.

Das Universum hat uns gewollt und steht uns wohlwollend gegenüber.



Wir haben das ganz große Los gezogen und dürfen als Menschen sein
im Universum. 
Denn es wollte endlich Geschöpfe beherbergen, die
etwas ganz Neues in den Himmel brachten, was bis dahin noch fehlte:
nämlich Glaube, Hoffnung und Liebe.








Prof. Harald Lesch


Fastenpredigt am 25. März 2012

DER MENSCH IM KOSMOS













Foto: D.H.G. Holzkirche von Quetalmahue auf der Insel Chiloe/ Chile 






 Foto: D.H.G. Kathedrale von Santiago de Chile am Plaza de Armas



 Foto: D.H.G  Regenbogen  während des Sonnenuntergangs  in der Atacama-Wüste  ( Kari-Schlucht ) / Chile










Foto:D.H.G.

Altar in der Kirche von San Pedro de Atacama(eine der ältesten in Chile,

 wurde vor mehr als 300 Jahren aus weißen Lehmziegeln gebaut.)






Foto:D.H.G. Kirche von San Pedro de Atacama / Chile 


Foto:D.H.G. Decke  aus Kaktusholz in der Kirche von San Pedro de Atacama / Chile 











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