Panta rhei
Verweilst du in der Welt, sie flieht als Traum,
Du reisest, ein Geschick bestimmt den Raum;
Nicht Hitze, Kälte nicht vermagst du festzuhalten,
Und was dir blüht, sogleich wird es veralten.
J.W.Goethe/West-östlicher Divan
Tefkir Nameh/ Buch der Betrachtungen
Dschelal-ed-din Rumi spricht
Foto: D.H.G. Tegernsee im Winterkleid
Foto: D.H.G. Tegernsee im Winterkleid
Foto: D.H.G. Schnee und Eis in Abwinkl
Dauer im Wechsel
Hielte diesen frühen Segen,
Ach, nur eine Stunde fest!
Aber vollen Blütenregen
Schüttelt schon der laue West.
Soll ich mich des Grünen freuen,
Dem ich Schatten erst verdankt?
Foto: D.H.G. Sommerlicher Bauerngarten im Altbayerischen Dorf (Bauernhofmuseum von Markus Wasmeier)
Bald wird Sturm auch das zerstreuen,
Wenn es falb im Herbst geschwankt.
Willst du nach den Früchten greifen,
Eilig nimm dein Teil davon!
Diese fangen an zu reifen,
Und die andern keimen schon;
Gleich mit jedem Regengusse
Ändert sich dein holdes Tal,
Ach, und in demselben Flusse
Schwimmst du nicht zum Zweitenmal.
Du nun selbst! Was felsenfeste
Sich vor dir hervorgetan,
Mauern siehst du, siehst Paläste
Stets mit andern Augen an.
Weggeschwunden ist die Lippe,
Die im Kusse sonst genas,
Jener Fuß, der an der Klippe
Sich mit Gemsenfreche maß.
Jene Hand, die gern und milde
Sich bewegte, wohlzutun,
Das gegliederte Gebilde,
Alles ist ein andres nun.
Und was sich an jener Stelle
Nun mit deinem Namen nennt,
Kam herbei wie eine Welle,
Und so eilt's zum Element.
Lass den Anfang mit dem Ende
Sich in eins zusammenzieh'n!
Schneller als die Gegenstände
Selber dich vorüberflieh'n.
Danke, dass die Gunst derMusen
Unvergängliches verheißt:
Den Gehalt in deinem Busen
Und die Form in deinem Geist.
J.W.Goethe
Foto: D.H.G. Kampf zwischen Sonne und Wolken / Honolulu/ Oahu/ Hawaii
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