Weiß sind die entfernt liegenden Ebenen,
und weiß werden die verblassten Wälder.
Foto: D.H.G. Blick auf den Wallberg
Der Wind erstirbt längs des Gipfels.
Der Schnee fällt dicht, kaum hörbar,
Foto: D.H.G. Abwinkl/Tegernsee
sammelt seine Last auf Dächern und Bäumen.
Foto: D.H.G. Abwinkl/Tegernsee
Die Wiesen und die verstreuten Bäche
liegen lautlos da.
Foto: D.H.G. Weissach/Tegernsee
Wie ein gütiger Gesandter der Träume
bedeckt mich der Schnee völlig.
In Wald und Wasser, Erde und Luft liegt Stille.
Unterbrochen nur, wenn hin und wieder
ein Pferdeschlitten mit knirschenden Kufen
Foto: D.H.G. Schwaigeralm /Tegernsee
und durchdringendem Geläut
durch den Schnee vorwärts drängt,
an mir vorbei fährt und verschwindet.
Foto: D.H.G. Weg zur Schwaigeralm /Tegernsee
Aus dem Nichts höre ich entfernt
und doch klar das Bellen eines Hundes erschallen,
getragen vom Widerhall aus einer Scheune am Wege.
Dann ist alles still und der Schnee senkt sich langsam und sanft.
Foto:D.H.G. Abwinkl/Tegernsee
Die Welt scheint verschleiert und weit weg entrückt.
Foto. D.H.G. Weissach/Tegernsee
Ihr Lärm ruht
und ich schleppe mich dumpf dahin und träume,
wie der versteckte Bach.
Archibald Lampman
Foto: D.H.G. Weissach/Tegernsee
In jedem Winter
steckt ein zitternder Frühling,
und hinter dem Schleier jeder Nacht
verbirgt sich ein lächelnder Morgen.
Gibran, Khalil
Foto: D.H.G. Malerwinkel / Rottach-Egern / Tegernsee
Der ewige Demagog
Schleppt den Frühling in den Kerker
denn er ist ein Demagog
weil er der gewohnten Herrschaft
seines Vaters entzog
Uns um unsere langen Nächte
und den schönen Schlaf betrog
Schleppt den Frühling in den Kerker
denn er ist ein Demagog
Foto: D.H.G. vereistes Bächlein / Schwaigeralm / Tegernsee
Schleppt den Frühling in den Kerker
der die Welt in Aufruhr bringt
Bäche rauschen, Bäume flüstern
jeder Vogel zirpt und singt
und auch in die Menschenherzen
wunderbare Regung dringt
Schleppt den Frühling in den Kerker
der die Welt in Aufruhr bringt
Foto: D.H.G. Schwaigeralm / Tegernsee
Schleppt den Frühling in den Kerker
setzt den Winter auf den Thron
Legitim ist nur der Winter
und ein Demagog sein Sohn
Dieser aber will nichts weiter
nichts als Revolution
Schleppt den Frühling in den Kerker
setzt den Winter auf den Thron
Hoffmann von Fallersleben
Foto: D.H.G. Vereiste Wasserfälle / Schwaigeralm / Tegernsee
Auf den /Gott Lob! vergehenden Winter
Der Winter ist schon todt / und allbereit begraben.
Der Himmel gab' ihm noch / zum Vbertau / den Schnee/
den nahm' er in die Erd. Sein Grab-Schrifft heist: vergeh!
sein Glück ist / daß ihn nicht verzehren Schab- noch Raben.
Sein Grabstein von Krystall / ist noch ein weil erhaben.
Doch / daß der Bösen ihr Gedächtnus nicht besteh /
will Warheit / daß man hier ein klares Beyspiel seh;
Die Erde klagt ihn zwar / in Dunkelbrauner Farb;
Doch wird sie wider bald zur Frülings-Hochzeit schreiten.
gar billich ists / daß der Verderber selbst verdarb.
Man wird ihm kürzlich aus mit Donner-Glocken leuten.
Mein und der gantzen Erd' Erz-Aergster Feind! wolt GOtt /
daß du hinfür müst seyn / auf Ewig Ewig todt!
Catharina Regina von Greiffenberg
Foto: D.H.G. Winterschlaf am See / Abwinkl / Tegernsee
Winters Flucht
Dem Winter ward der Tag zu lang,
Ihn schreckt der Vögel Lustgesang;
Er horcht und hört's mit Gram und Neid,
Und was er sieht, das macht ihm Leid.
Er sieht der Sonne milden Schein,
Sein eigner Schatten macht ihm Pein.
Er wandelt über grüne Saat
Und Gras und Keime früh und sprach:
"Wo ist mein silberweißes Kleid,
Mein Hut , mit Demantstaub bestreut?"
Foto: D.H.G. Wiesseer Seeufer in der Wintersonne
Er schämt sich wie ein Bettelmann
Und läuft, was er nun laufen kann.
Und hinterdrein scherzt Jung und Alt
In Luft und Wasser, Feld und Wald;
Der Kiebitz schreit, die Biene summt,
Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;
Doch weil's noch fehlt an Spott und Hohn,
So quakt der Frosch vor Ostern schon.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben